Eine phantastische EM

DRB-Präsident und Sportdirektor zeigen sich hochzufrieden

DRB-Präsident Manfred Werner jubelte am Wochenende über eine die erfolgreichsten kontinentalen Meisterschaften der letzten Jahre. „Sieben Medaillen sind ein wahnsinnig starkes Ergebnis. Besonders freut mich, dass alle Stilarten bei diesem Erfolg ihren Beitrag geleistet haben. Gerade die Medaille im Freistilbereich hat mich natürlich besonders gefreut, erstaunlich wie souverän und abgeklärt Horst Lehr in seinem jungen Alter zahlreiche europäische Spitzenleute zur Verzweiflung gebracht hat. Man sieht, dass wir auch hier auf dem richtigen Weg sind.“

Erfolgsverwöhnt war man in den letzten Jahren schon von den griechisch-römisch Athleten und den Frauen und wie in der Vergangenheit lieferten die deutschen Ringer zuverlässig. Den Start machten die Grecos um dreifach Weltmeister Frank Stäbler. Bei der letzten Europameisterschaft seiner Karriere lieferte der Musberger den perfekten Startschuss. In seiner angestammten Gewichtsklasse bis 72kg untermauerte er erneut seine Ausnahmestellung und ließ keinem seiner Kontrahenten auch nur den Hauch einer Chance. Mit drei Überlegenheitssiegen spazierte Stäbler nahezu ins Finale und auch dort hatte der Georgier Lomadze dem Deutschen wenig entgegen zu setzen. So feierte Franky seinen zweiten EM-Titel und animierte wie so oft seine Teamkollegen zu eigenen Höchstleistungen. So konnten Hannes Wagner (82kg) und Jello Krahmer (130kg) auf die Erfolgswelle aufspringen und zeigten Leistungen, die ihnen nicht jeder zugetraut hätte. Zweimal Bronze war das Ergebnis, für beide Ringer die erste internationale Medaille im Seniorenbereich.

In der Wochenmitte übernahmen die Frauen die Wettkampfstätte in Rom und auch hier gab es für den Deutschen Ringer Bund sage und schreibe drei EM-Medaillen zu bejubeln. Aline Rotter-Focken, die ein Dauer-Abo auf internationale Medaillen zu haben scheint, und Annika Wendle gewinnen Bronze, Silber für Maria Selmaier gab es wie schon bei den griechisch Kollegen ebenfalls eine Medaillenpremiere. Besonders erfreulich bei den Damen ist die Ausgeglichenheit im gesamten Team. Auch wenn arrivierte Sportlerinnen wie Luisa Niemesch oder die WM-Dritte Anna Schell die Medaillenränge knapp verpassen, springen andere Sportlerinnen in die Bresche und sichern so wieder ein tolles Gesamtergebnis. Trotz unglücklicher Finals an Tag 4, als vier Ringerinnen im kleinen Finale um Bronze standen und bis auf Aline alle unterlagen, sprangen am Ende drei Medaillen heraus. Allen voran Maria Selmaier belohnte sich für ihren langjährigen unermüdlichen Einsatz, bestätigte ihre tolle Frühform der internationalen Turniere auch bei der EM und rang sich bis ins Finale vor. In einem von Taktik geprägten Halbfinalduell gegen Catalina Axente (ROU) setzte sich Maria souverän mit 8:3 durch. Im Finale lautete die Gegnerin allerdings Weltmeisterin und Vize-Olympiasiegerin Vorobieva (RUS). Maria konnte hier für keine Überraschung sorgen, die Silbermedaille bleibt jedoch ein Riesenerfolg.

Die bereits von Werner angesprochene Überraschung lieferten zum Abschluss der Titelkämpfe die Freistilringer. Horst Lehr errang sich mit einem bärenstarken Turnier die Bronzemedaille. Bereits am Freitag überraschte er einige europäische Spitzenringer. Erst schaltete er den Dritten der U23 EM, Markovic (UKR), im Achtelfinale aus, im Viertelfinale dann den Aserbaidschaner Khasalov. Im Halbfinale unterlag er dem Russen Tuskaev denkbar knapp mit 4:5. Doch am zweiten Tag zeigte er sich von der Niederlage unbeeindruckt. Im kleinen Finale traf er auf dann auf den mehrfachen Medaillengewinner Georgi Vangelov (BUL). Auch hier bestätigte er seine Leistungen vom Vortag und brachte den Bulgaren mit seinen exzellenten Defensivkünsten nahezu zur Verzweiflung. Immer wieder befreite sich Lehr aus misslichen Lagen und punktete dabei selbst. Nach sechs Minuten setzte er sich mit 6:3 Punkten durch und feierte seine erste Medaille im Seniorenbereich direkt bei seinem zweiten Auftritt. Auch seine Teamkollegen waren oftmals nah dran am Edelmetall. Niklas Dorn, Gennadij Cudinovic und Lars Schäffle kämpften sich ebenfalls bis in kleine Finale vor, unterlagen jedoch knapp und auch Niklas Dorn zeigte bei seinem 7. Platz starke Turnierleistungen.
Dementsprechend zufrieden war natürlich auch DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis mit dem Abschneiden seiner Schützlinge und zieht hier ein ausführliches Fazit:

„Natürlich ist unsere Freude riesengroß, sieben Medaillen sind für den Deutschen Ringer Bund ein herausragendes Ergebnis, dass wir noch nicht allzu oft erzielen konnten. Besonders groß ist die Freude natürlich darüber, dass endlich einmal wieder alle drei Stilarten zu diesem grandiosen Erfolg beigetragen haben. Natürlich genießt die Europameisterschaft in diesem Jahr nicht die oberste Priorität, das ist mit Blick auf die Qualifaktionsturniere und die Olympischen Spiele selbstverständlich. Dennoch ist eine EM immer ein besonderes Ereignis, was man auch an den zahlreich vertretenen Weltklasse-Athleten ablesen kann. Auch in unserem Team sind die meisten unser bereits qualifizierten Top-Athleten am Start gewesen. Somit war auch auf dieser EM wieder ein außergewöhnliches Niveau auf der Matte und es war nicht nur für uns eine gute Standortbestimmung für den Saisonhöhepunkt. Rein sportlich freue ich mich riesig für unsere jungen Athleten, zum Beispiel Hannes Wagner oder Jello Krahmer, die über wenig bis gar keine Erfahrung im Seniorenbereich verfügen und auch direkt in die Medaillenränge vorgestoßen sind. Aber auch Maria Selmaier gönne ich ihre erste Medaille von Herzen. Bei ihr geht es auf das Karriereende zu und auch hier sieht man, dass sich kontinuierlich Arbeit und Fleiß irgendwann auszahlen. Normalerweise hebe ich ungern Sportler heraus, aber bei dieser EM möchte ich mir aus jeder Stilart doch eine/n Sportler/in herauspicken. Beeindruckend war einmal mehr die Leistung von Frank Stäbler, der seine Gewichtsklasse wirklich dominiert hat und den Rest der Welt mit Hinblick auf die Olympischen Spiele mit Sicherheit Kopfzerbrechen bereitet hat. Bei den Frauen rang Annika Wendle ein wahnsinnig starkes Turnier, vor allem ihr starker Wille und ihr unermüdlicher Einsatz haben mir imponiert. Nach dem U23-EM Titel im Vorjahr bestätigte sie auch bei den Frauen, dass sie eine ernstzunehmende Medaillenkandidatin ist. Zuletzt ganz klar noch Horst Lehr. Für diese Leistung fällt mir einfach nur ein Wort ein, überragend! Wie er aufgetreten ist, welche Spitzenleute er besiegt hat, der Junge hat richtig Spaß gemacht. Da geht einem richtig das Herz auf. Jedoch soll nicht zu kurz kommen, dass auch der Rest des Teams größtenteils sehr starke Leistungen abgerufen hat. Auch der Abschluss am letzten Tag, als der junge Lars Schäffle sich auf Rang 5 nach vorne rang darf als Erfolg verbucht werden. An dieser Stelle muss ich neben den Sportlern natürlich auch eine Lobeshymne an das Umfeld loswerden. Hier ernten wir jetzt die Früchte unserer erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre. Die tolle Zusammenarbeit im gesamten Team, von Trainern, Co-Trainern, Heimtrainern über Betreuer hin bis zu den Physios und Ärzten, das alles läuft sehr gut und wir werden diesen Weg weiter verfolgen. Unsere Strategie, auf junge und entwicklungsfähige Sportler mit großem Fleiß und Ehrgeiz zu setzen macht sich bezahlt und wir werden an dieser Ausrichtung auch in Zukunft nichts ändern. Betrachte ich alleine die Ergebnisse bei dieser EM und ziehe gerade die Leistungen der jungen Sportler noch einmal in Betracht, muss uns trotz der sich zu Ende neigenden Karrieren unserer Aushängeschilder nicht Bange sein. Einigen traue ich sogar in diesem Jahr noch den Sprung auf den Olympia-Zug zu, aber spätestens 2024 werden diese Sportler uns viel Freude machen. Jetzt gilt es diese tollen Ergebnisse weiter ins Jahr zu transportieren und zu konservieren. Einige Sportler gönnen sich eine wohlverdiente, kurze Auszeit, für uns Verantwortliche ist der Blick schon wieder auf die nächsten Aufgaben gerichtet. Neben zahlreichen Lehrgangsmaßnahmen und natürlich den Quali-Turnieren, steht auch einiges an Verbandsarbeit mit dem DOSB an, es bleibt also wenig Zeit sich auszuruhen.“