WM Start steht unmittebar bevor

Jannis Zamanduridis: „Eine ganz besondere WM“

Janis Zamanduridis bei den Olympischen Spielen in London

Kurz vor der am Wochenende startenden Weltmeisterschaft in Nur Sultan (Kasachstan) beleuchten wir gemeinsam mit Sportdirektor Jannis Zamanduridis das deutsche Team und die Chancen. Zudem geht der Blick natürlich bereits ins Jahr 2020 und die olympischen Spiele in Tokio.

Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Nur-Sultan (Kasachstan) wird nicht nur um die WM-Medaillen gekämpft, sondern gleichzeitig auch um die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Das heißbegehrte Ticket nach Tokio ist denjenigen sicher, die sich unter die Top 5 der olympischen Gewichtsklassen platzieren, was bedeutet, dass für eine Qualifikation mindestens das Halbfinale erreicht werden muss, oder über die Hoffnungsrunde das kleine Finale. Dementsprechend stark werden die olympischen Gewichte besetzt sein. Während sich in den letzten Jahren die Weltspitze auf alle Gewichtsklassen verteilte, werden die Weltklasse-Athleten im September in Nur-Sultan versuchen, auf den olympischen Gewichten das Podium zu besteigen.
Nicht zuletzt deshalb spricht Zamanduridis von einer besonderen WM und nicht vergleichbar mit einer „normalen“ WM. Hinzu kommt natürlich dann noch eine große Komponente, der Kopf. Mancher Athlet setzt durch höheren Druck ungeahnte Kräfte frei, andere scheinen beinahe gelähmt. Und der Druck, der auf den Ringern lastet, wird groß sein, denn verpasst man das Ticket bei der WM, wird der Weg nach Tokio richtig schwer. Denn neben der WM wird es in diesem Olympia-Zyklus nur zwei weitere Qualifikationsturniere geben. Sowohl beim rein europäischen, als auch beim internationalen Qualifikationsturnier erhalten lediglich die beiden Finalisten noch ein Ticket nach Japan.

Am Mittwoch machte sich der erste Teil des DRB-Teams auf den Weg nach Kasachstan, am Samstag starten die Wettkämpfe im griechisch-römischen Stil. Kurz vor der Abreise sprachen wir noch mit Jannis und er gibt uns einen Einblick in die Vorbereitung und schätzt für uns die Erfolgsaussichten unseres Team ein:

„Die Stimmung in unseren drei Teams ist nahezu perfekt. Im Damen- und griechisch-römisch Lager konnte ich mich vor kurzem noch selbst davon überzeugen, die Freistiler bereiteten sich in Russland optimal vor und auch von dort wurde mir viel Positives berichtet. Unterm Strich lief die Vorbereitung nahezu reibungslos, es gab keine großen Verletzungen und alle Ringer fliegen, Stand jetzt, Top Fit nach Nur Sultan und ich hoffe auf eine erfolgreiche WM. Gerade die vergangenen Weltmeisterschaften liefen sehr erfolgreich, doch diese WM steht unter einem anderen Stern. Hier bleibt abzuwarten, wie die Jungs und Mädels mit der Situation umgehen werden, aber aus meiner Erfahrung von Las Vegas 2015 findet diese Weltmeisterschaft noch einmal auf einem ganz anderen Niveau statt, als die letzten beiden. Eine konkrete Zielsetzung für die WM gibt es nicht, natürlich erhoffen wir uns einige Olympiatickets, doch manche Athleten wären sicher auch mit einem 5. Rang enttäuscht, für andere wiederum wäre dieser Rang ein Riesenerfolg. Selbstverständlich möchte der DOSB auch einige Quotenplätze errungen haben, doch der Qualifikationszyklus beginnt ja erst mit der WM und 2016 holte zum Beispiel unser späterer Medaillengewinner Dennis Kudla seine Quali auch erst bei der letzten Möglichkeit. Große Chancen auf einige Tickets erhoffen wir uns im griechisch-römischen Stil und im Frauenbereich. Bei den Grecos sind alle Jungs fit, auch Roland Schwarz hat sich von der OP nach der EM mittlerweile komplett erholt und so haben wir hier natürlich gleich einige heiße Eisen im Feuer, an der Spitze natürlich unser 3-fach Weltmeiser Frank Stäbler. Bei ihm bin ich mir sicher, sollte er die 67kg ähnlich gut verkraften wie die 69kg in Dortmund, wird er nur sehr schwer zu stoppen sein und Frank könnte mit seinem vierten Titel weiter Geschichte schreiben. Neben Stäbler hoffen jedoch sicher noch weitere Deutsche griechisch-römisch Ringer auf die Qualifikation. Roland Schwarz beförderte sich mit Platz2 bei der diesjährigen EM schlagartig in den Favoritenkreis, auch Denis Kudla meldete sich nach seiner enttäuschenden WM 2018 bei der Europameisterschaft mit Bronze stark zurück und gilt als einer der Mitfavoriten im Limit bis 87kg.
Bei den Frauen gelten für unsere erfolgreichste Dame ähnliche Voraussetzungen wie für Frank Stäbler, Aline Rotter-Focken wechselte aufgrund des neuen Wettkampfablaufs und mit Hinblick auf Olympia in eine neue Gewichtsklasse. Dass sie auch dort zur Weltspitze gehört, hat sie in diesem Jahr bereits bewiesen. Auch ihre Teamkolleginnen, die bereits 2016 in Brasilien dabei waren, haben durchaus wieder Chancen auf eine erfolgreiche Qualifikation. Nina Hemmer ist immer alles zu zu trauen, Luisa Niemesch kommt nach einer Verletzung zurück, hat jedoch definitiv das Zeug zur Medaille, sie ist trotz ihres jungen Alters schon sehr erfahren, aber auch der „jungen Garde“ ist einiges zu zu trauen. Vor allem Anna Schell bestätigte in diesem Jahr, dass sie in bestechender Form ist und für eine Überraschung sorgen kann.
In den vergangenen Jahren war das Freistilringen immer so etwas wie unser kleines Sorgenkind, doch gerade in jüngerer Vergangenheit machten die gezeigten Leistungen Hoffnung. Die größten Chancen liegen hierbei sicherlich bei Alexander Semisorov, Ahmed Dudarov und Erik Thiele. Gerade die beiden letzten haben international schon Medaillen gewonnen, Ahmed hat bei den diesjährigen European Games absolute Weltklasse-Athleten besiegt. Die Entwicklung stimmt mich jedenfalls positiv und mit einer guten Tagesform bei dem ein oder anderen, ist auch im Freistil durchaus mal wieder eine WM-Medaille drin.“