Schöner Jahresabschluss für Aline Rotter-Focken
Dortmund – Das ist ein schöner Lohn für hartes Training, Tränen und Schweiß über viele Jahre hinweg, eine Ehrung für das ‚Gold-Mädel‘ von Tokio, Aline Rotter-Focken jagt die Nächste. Nun wurde zum Ende des Sportjahres 2021 die Weltrangliste der Frauen veröffentlicht und da fand sich die Krefelderin auf dem 2. Platz, hinter der nunmehr sechsfachen Weltmeisterin Adeline Gray (USA) wieder, die allerdings mehr Weltranglistenturniere und die Weltmeisterschaft in Oslo bestritt, wo Aline Rotter-Focken ihre Laufbahn bereits beendet hatte.
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Auf den Seiten des Weltverbandes United World Wrestling (UWW) ist zu lesen:
76 kg
Adeline GRAY (USA) (120 points)
Aline ROTTER FOCKEN (GER) (100 points)
Epp MAEE (EST) (86 points)
Olympiasiegerin Aline ROTTER-FOCKEN (GER) und Weltmeisterin Adeline GRAY (USA) lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz in der Klasse bis 76 kg. Rotter-Focken begann das Jahr mit einer Bronzemedaille bei den Europameisterschaften, die ihr 16 Punkte einbrachte, während Adeline GRAY (USA) einen Monat später die Pan-Am-Meisterschaften gewann und 18 Punkte sammelte. Aline Rotter-Focken übernahm die Führung, als sie bei den Offenen Polnischen Meisterschaften eine Goldmedaille gewann und 16 Punkte sammelte, während Gray nicht an der Veranstaltung teilnahm.
Bei den Olympischen Spielen erreichten beide Ringerinnen das Finale. Die Deutsche schlug die sechsfache Weltmeisterin Gray im Finale und gewann die Goldmedaille. Für dieses Gold erhielt Aline Rotter-Focken 68 Punkte, während Gray für die Silbermedaille 44 Punkte gutgeschrieben bekam. Vor den Weltmeisterschaften hatte Aline Rotter-Focken 100 Punkte, während Gray bei 62 Punkten stand. Aber die US-Ringerin gewann in Oslo einen rekordverdächtigen sechsten Weltmeistertitel, fügte 58 weitere Punkte hinzu und überholte Rotter-Focken mit insgesamt 120 Punkten.
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Aline Rotter-Focken, die mit Olympiagold in Tokio einen goldenen Schlusspunkt hinter ihre lange Laufbahn setzte, stand 2006 erstmals auf der internationalen Ringerbühne, wo sie im Limit bis 49 Kilo bei den Kadettinnen den 10. Platz belegte. Ein Jahr später gewann die Ringerin vom KSV Krefeld, die heute mit ihrem Ehemann Jan Rotter in Triberg lebt, bereits EM-Bronze in der jüngsten, international zugelassenen Altersklasse, 2008 wurde es im lettischen Daugavpils gar EM-Silber.
Ein ganz besonderes Jahr war für Aline Rotter-Focken 2010, als sie bei den Juniorinnen den Europameistertitel gewann und WM-Dritte wurde, aber auch schon bei den Frauen nach den Medaillen griff. Mit WM-Silber 2011 bei den Juniorinnen in Bukarest (ROU) schloss Aline Rotter-Focken den Nachwuchsbereich ab, da die Altersklasse U-23 erst 2015 neu eingeführt wurde.
Der Durchbruch bei den Frauen gelang Aline Rotter-Focken mit EM-Bronze 2013 in Tiblissi (GEO). 2014 setzte die DRB-Ringerin das erste dicke Ausrufezeichen mit dem Weltmeistertitel in Taschkent (UZB). Aline Rotter-Focken biss sich fortan in der Weltspitze regelrecht fest, Bronze bei den ersten ‚European Games‘ in Baku (AZE) und auch bei den Weltmeisterschaften des gleichen Jahres in Las Vegas (USA), was ihr zugleich das Olympiaticket für Rio 2016 einbrachte. In Brasilien erreichte sie mit Rang 9 eine Top-Ten-Platzierung bei ihren ersten Olympischen Spielen, legte jedoch bereits 2017 in Paris WM-Silber nach. Zweimal Bronze wurde es 2019 bei EM und WM, wobei Aline Rotter-Focken als Drittplatzierte der Weltmeisterschaft in Nur-Sultan (KAZ) zugleich das Olympiaticket für Tokio in den Händen hielt.
Während der Corona-Pandemie gewann die DRB-Ringerin, die 2018 ins schwerste Frauenlimit bis 76 Kilo aufgestiegen war, in den Jahren 2020 und 2021 jeweils EM-Bronze, ihren größten Erfolg hob sich Aline Rotter-Focken als i-Punkt für ihren letzten, großen Einsatz bei den Olympischen Spielen 202One auf und beendet damit zugleich das Kalenderjahr auf dem 2. Platz der Weltrangliste.
2 Medaillen bei den Kadettinnen, 4 Mal Edelmetall bei den Juniorinnen, 9 Mal stand Aline Rotter-Focken – die auch bei Modell-Wettbewerb von Heidi Klum nicht chancenlos gewesen wäre, bei den Frauen auf dem Siegerpodium. Insgesamt sind es rekordverdächtige 15 internationale Meisterschaftsmedaillen geworden, 51 Medaillen sammelte sie bei allen internationalen UWW-Wettkämpfen, einschließlich EM, WM und OS, eine Bilanz, die ihresgleichen sucht.
Bericht Jörg Richter
Foto: Kadir Caliskan