Oliver Hassler – Die Karriere nach der Karriere

Oliver Hassler war lange mittendrin in der selbsternannten „Golden Generation“ des Deutschen Ringer Bunds. Der 31 jährige Hassler war nach seiner WM-Medaille bei den Junioren 2008 über zehn Jahre fester Bestandteil der Nationalmannschaft und lange die unangefochtene Nummer 1 im Halbschwergewicht. Sein größter sportlicher Erfolg war zweifelsohne der Vize-WM Titel 2014 in Tashkent (UZB). Neben seiner sportlichen Laufbahn kümmerte sich Hassler auch noch um das Leben danach und startete ein Sportökonomie-Studium. In den vergangenen Jahren reifte der Entschluss heran, seine sportliche Karriere noch vor den olympischen Spielen in Tokio zu beenden und genau zu dieser Zeit kam Sportdirektor Jannis Zamanduridis mit der perfekten Idee um die Ecke. Oli setzte mit der Militärweltmeisterschaft 2019, bei der er noch einmal eine Bronzemedaille gewinnen konnte, den krönenden Abschluss. Das Angebot von Zamanduridis begeisterte Hassler schnell, in Baden-Württemberg wurde eine Stelle geschaffen, die wie für Hassler gemacht war. Der perfekte Übergang vom Leistungssportler ins Berufsleben. Mit Oliver Hassler hat man einen Spitzensportler gewonnen, der sich dem Ringkampfssport schon sein ganzes Leben lang verschrieben hat und dies nun auch in Zukunft weiterführen kann. Wir haben mit Oli über die Entscheidung, seine neuen Aufgaben und seine Ziele für die nahe Zukunft gesprochen.

Hi Oli,
du hast deine internationale Karriere beendet, ich denke du hattest mit der Medaille bei World Military Games einen versöhnlichen Abschluss oder? Wann ist diese Entscheidung gereift? Mitten in einem Olympia-Zyklus seine Karriere zu beenden ist ja doch eher ungewöhnlich.

Tatsächlich ist dies ein ungewöhnlicher Schritt. Die Entscheidung war selbstverständlich keine einfache. Schlussendlich habe ich mich gefragt was ich will. Daraus resultierte in einem langen Prozess die Entscheidung, den Leistungssport als Aktiver hinter mir zu lassen und mich auf mein Studium und meine beruflichen Ziele zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang waren die Military Games ein perfekter Abschluss als Aktiver Athlet und ein letztes Ziel welches ich nochmal voller Hingebung und Motivation und schlussendlich auch erfolgreich anging.

Du hast den Übergang vom Weltklassesportler in den administrativen Bereich perfekt bewerkstelligt und kannst nun auch nach deiner Karriere quasi dein Hobby als Beruf ausüben. War es schon immer dein Ziel dich auch beruflich dem Ringen zu verschreiben und wann ergab sich diese Möglichkeit?

Erstmal gar nicht. Eigentlich wollte ich nach der sportlichen Karriere tatsächlich mal etwas Anderes sehen. Ich wollte mich außerhalb des Ringsports neu beweisen. Neue Wege gehen. Im genannten Prozess zur Entscheidungsfindung kam dann plötzlich der Sportdirektor des deutschen Ringerbundes, Jannis Zamanduridis, mit diesem Angebot auf mich zu. Der Reiz mich dort weiterhin zu verwirklichen wo ich selbst groß geworden bin, einen Großteil meiner Freunde aus der Nationalmannschaft noch aktiv auf Ihren Wegen begleiten zu dürfen und gleichzeitig die Chance zu haben, den Ringsport voran zu treiben, war dann schließlich doch so groß, dass ich beim Ringen blieb!

Birgt dieser nahtlose Übergang vom Sportler zum Funktionär für dich auch Gefahren?

Gefahren würde ich nicht sagen – Herausforderungen! Die Umstellung die Dinge nun neu zu sehen, ist nicht so einfach. Die Sportlerbrille ist emotionaler, fokussierter und egoistischer. Die Funktionärsbrille ist rationaler, übersichtlicher aber auch politischer. Gerade das ist die größte Herausforderung.

Deine Stelle gab es bis dato so noch nicht. Beschreibe uns doch kurz ganz grob, was deine Aufgaben sind und mit worauf du deine Schwerpunkte siehst?

Ich vereine eigentlich zwei Positionen in einer. Zum einen die des Bundesstützpunktleiters der Bundesstützpunkte in Baden-Württemberg, zum anderen die des Landessleistungssportdirektors. Einfacher ausgedrückt könnte man mich „Manager Ringen Baden-Württemberg“ nennen. Im Wesentlichen verantworte ich den Leistungssport, rund um den Ringkampf in Baden-Württemberg und versuche die Bedingungen und Strukturen im Bundesland zu optimieren und als Schnittstelle zum deutschen Ringerbund die Ziele des Spitzenverbandes umzusetzen.

Zum Abschluss darfst du dir quasi etwas wünschen – was möchtest du in fünf Jahren bewegt haben, was möchtest du vielleicht verändert oder verbessert haben?

Die aktuellen Corona Umstände lassen hier eigentlich nur eine Antwort zu – Gesundheit. Leider kann ich dies wohl kaum beeinflussen. Trotzdem versuche ich es etwas spezifischer. Ich wünsche mir… Jeden der sich für eine Karriere im Ringkampfsport entscheidet so unterstützen zu können, dass Er in fünf Jahren glücklich ist diesen Weg gegangen zu sein. Unabhängig davon was bei Jedem einzelnen herauskommt. Genau das habe ich nämlich selbst erfahren und es ist ein riesen Glück.