„Fühlt sich wie ein Ritterschlag an“
Zwölf Legenden neu in der Hall of Fame des DRB aufgenommen
Der Deutsche Ringer-Bund nahm bei der zweiten Auflage seiner „Hall of Fame“ Veranstaltung weitere zwölf seiner erfolgreichsten Sportler auf. Nach Leipzig 2022 ehrte der Spitzenverband diesmal im bayerischen Dinkelsbühl die Ringerlegenden Karlheinz Helbing, Hans-Jürgen Veil, Markus Scherer, Martin Knosp, Alexander Leipold, Heinz-Helmut Wehling, Hans-Dieter Brüchert, Maik Bullmann und Pasquale Passarelli. Auch die bereits verstorbenen Olympiamedaillengewinner Klaus Rost, Günter Maritschnigg und Heinz Kiel wurden der größten Ehre des DRB zuteil.
„Vielen Dank für die Einladung“ – diesen Satz hörte man an diesem Abend in Dinkelsbühl sehr oft. In der Tat waren die Legenden der Vergangenheit überrascht über die Einladung des Deutschen Ringer-Bundes gewesen. Eine Ehrung und Wertschätzung der absoluten Elite. Von Olympiasiegern, Weltmeistern, Europameistern, aktuellen und ehemaligen Bundestrainern bis zu den verantwortlichen Personen im Deutschen Ringer-Bund, den Landesorganisationen und den Gästen aus den Nachbarländern Österreich und der Schweiz. Durchweg positive Signale gingen durch den Raum dieses Events, dass der DRB auf die Beine stellte. Neben dem Treffen der „Who is who“ des deutschen Ringens waren es die persönlichen Geschichten, die tief gingen.
„Ohne meine Trainingspartner und meinen Trainern wäre ich nicht Olympiasieger geworden. Und ohne den Deutschen Ringer-Bund wären die Erfolge auch nicht möglich gewesen“ rief Pasquale Passarelli den geladenen Gästen nach seiner Aufnahme in die Hall of Fame zu. DRB-Präsident Jens Nettekoven sprach die Laudatio für seinen Freund Passarelli persönlich. Neben der ohnehin schon bekannten sportlichen Karriere sprach Nettekoven herzlich über Passarelli, der dem Präsidenten dankte und versprach, „im Hotel Passarelli immer herzlich willkommen“ zu sein. Zuvor sahen die Ehrengäste noch die legendären 90 Sekunden von der „Brücke von Los Angeles und den Originalkommentar von 1984 – ein Gänsehautmoment.
Nachwuchs-Bundestrainer Maik Bullmann, gewann zwischen 1990 und 1992 vier Jahre in Folge die größten Turniere auf der Welt. Weltmeister 1990 und 1991, Europameister 1992 und im gleichen Jahr noch der Olympiasieg in Barcelona. Eine außergewöhnliche Karriere, die mit Olympia-Bronze 1996 in Atlanta noch vervollständigt wurde. „Es fühlt sich wie ein Ritterschlag an, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden“, so Bullmann, der bereits in der Hall of Fame des Weltverbandes (damals FILA, jetzt UWW) verewigt ist. Michael Carl, erfolgreicher Bundestrainer im griechisch-römischen Stil würdigte die Erfolge von Bullmann in seiner Laudatio. „Viele wissen nicht, dass Maik einen kompletten Medaillensatz gewonnen hat. Zwei als Sportler und einen als Trainer“. Bullmann war beim Gewinn der Silbermedaille von Mirko Englich 2008 in Peking der verantwortliche Bundestrainer im Männerbereich. Carl beendete seine Laudatio mit einem Lacher. „Und dann frage ich mich immer wieder, wie du das mit der Frisur so gut hinbekommen hast. Die steht auch wie eine Eins, wenn du morgens aufstehst“.
Unter den zwölf Legenden der Hall of Fame 2023 sind drei leider verstorben. Die Angehörigen von Heinz Kiel, der 1964 in Tokio die olympische Bronzemedaille gewann, Günter Maritschnigg aus dem Ruhrgebiet, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen von 1960 in Rom und Klaus Rost, Olympia-Silbermedaillengewinner 1964 in Tokio werden ihren Ehrenpreis von DRB-Präsident Jens Nettekoven im Nachgang erhalten. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit, dies persönlich zu tun“ so Nettekoven.
Für den neuen Generalsekretär Jörg Helmdach war die Laudatio für seinen Trainer und Ziehvater Klaus Rost kein einfaches Unterfangen. „Als ich die Anfrage bekam, über Klaus Rost zu sprechen, lehnte ich zunächst ab. Nach einer Nacht drüber schlafen, sagte ich zu. Jetzt bin stolz darauf, die Laudatio halten zu dürfen“ war Helmdach sichtlich berührt.
Auch die Geschichte von Heinz-Helmut Wehling, vorgetragen von DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis, ging unter die Haut und sorgte für Unverständnis. Wehling, neben mehreren Medaillen und Titeln bei Europa- und Weltmeisterschaften auch zweifacher Medaillengewinner bei olympischen Spielen (Silber 1972 in München und Bronze 1976 in Montreal), wurde im damaligen DDR-System die dritte Teilnahme bei Olympia verwehrt, weil er sich um seine kranke Mutter kümmern wollte, die aus der DDR geflüchtet ist. Nach der Wende arbeitete Wehling 1989 zunächst als Trainer am Olympiastützpunkt Saarbrücken. Mittlerweile hat Wehling ein zweites Zuhause in Kroatien gefunden und betreut dort einen kleinen, ansässigen Ringerverein.
Von Karl-Heinz Helbing und Hans-Jürgen Veil über Markus Scherer und Hans-Dieter Brüchert bis hin zu Martin Knosp und Alexander Leipold, die das Ringen in Deutschland zu ihren aktiven Zeiten in ihren Gewichtsklassen beherrscht haben und für außergewöhnliche Erfolge gesorgt haben – alle bekamen die große Bühne der Hall of Fame – zurecht. „Diese Athleten und Persönlichkeiten haben auf der Matte Außergewöhnliches geleistet. Ihre Geschichten sind inspirierend, ihre Erfolge beeindruckend, und ihr Engagement für den Ringkampfsport ist bewundernswert“. Mit diesen Worten eröffnete Moderator Jens Gündling den legendären Abend. Es war ein Eintauchen in die Vergangenheit, um diejenigen zu würdigen, die Pioniere und Wegbereiter für die Entwicklung des Ringens in Deutschland waren.