Heidelberg – Der Sonntag-Vormittag gehörte den Ringern aus dem griechisch-römischen Stil, die zum Ende der Deutschen Meisterschaften ihre Titelträger, sowie die Bronzemedaillengewinner ermittelten, nachdem die Wettkämpfe der Freistilringer und Frauen am späten Samstagabend geendet hatten.
Doch auch der Sonntag hielt rassige Kämpfe und auch einige Überraschungen parat. So waren einige Gewichtsklassen fest in der Hand junger, nachrückender Athleten. In der Kategorie bis 67 Kilo gewann mit Marco Stoll (AV Germania Markneukirchen) ein junger Ringer, der gerade erst dem Juniorenbereich entwachsen ist. Im Finale bezwang der Markneukirchner Jannis Heinzelbecker (SV Germania 04 Weingarten), der noch im Juniorenbereich kämpft und in der Vorrunde ebenso wie Stoll für Furore sorgte.
Auch über das Halbschwergewicht (97 kg) konnte sich Bundestrainer Michael Carl freuen, denn in dieser Kategorie tummeln sich gleich mehrere gleichstarke Kontrahenten. Lucas Lazogianis (SG Weilimdorf) setzte sich am Ende gegen Anton Vieweg (RV Lugau) durch und holte sich die Titel in dieser Gewichtsklasse, Vieweg bekam für eine gute Gesamtleistung Silber überreicht, lieferte aber auch Lazogianis einen großen Kampf.
In der leichtesten Gewichtsklasse bis 55 Kilo setzte sich mit Steven Ecker ein Ringer vom SV Warnemünde durch, der alle drei Duelle vorzeitig durch technische Überlegenheit gewann und dabei keinen einzigen Punkt abgab. Silber nahm Marco Lenz vom SV Untergriesbach wieder mit nach Hause.
Die Hand zur Siegerfaust geballt, dankte Georgius Scarpello (ASV Schorndorf) seinem Trainer, nachdem er sich mit Daniel Layer (SVG Nieder-Liebersbach) einen großen Kampf geliefert hatte. Robin Nuding (KSV Aalen) und Lukas Benzing (AV Germania Hornberg) kamen hinter Scarpello und Daniel Layer auf den dritten Platz über die Ziellinie.
Das man als Titelfavorit auch auf der Hut sein muss, erlebte Hannes Wagner (87 kg), der gegen Nico Brunner (KSV Witten) zunächst einem Rückstand hinterherjagen musste, dann den Sieg und damit den erneuten Titelgewinn gegen den Wittener aus dem Feuer riss.
Ein Finalduell, das die Herzen der Fans höher schlagen ließ, lieferten sich im Limit bis 63 Kilo Etienne Kinsinger (KSV Köllerbach) und Christopher Krämer (TSV Westendorf). Am Ende des Kampfes lag der Ringer aus Westendorf nach Punkten knapp vorn und verwieß den Olympiateilnehmer von Tokio aus dem Saarland auf den Silberrang.
Ein junger Ringer, der aber schon Favoritenstatus genießt, setzte sich in der Gewichtsklasse bis 82 Kilo mit Idris Ibaev (SV Burghausen) durch. Souverän bestritt Ibaev, der seine Wurzeln in Nordrhein-Westfalen hat, auch das Finale gegen Simon Öllinger (SC Anger), der Silber mit in den Süden Bayerns nahm. Leider verletzte sich mit Deni Nakaev der U-20-Weltmeister des Vorjahres, der sicherlich eine gute Rolle um die vorderen Ränge in dieser Gewichtsklasse gespielt hätte. Recht unglücklich verlief gleich der erste Kampf des EM-Dritten von 2023 Roland Schwarz, der bei einer Rolle im Bodenkampf von Simon Öllinger abgefangen wurde und mit einer Schulterniederlage, sowie einer Verletzung aus dem Titelrennen ausschied.
Freude auch bei Witas Lazowski (72 kg/SV Burghausen), nach seinem Erfolg über Louis Lay (SVG Nieder-Liebersbach) bekam er bei der Siegerehrung die Goldmedaille, Pokal und Ehrengeschenk ausgehändigt. ‚Standing Ovations‘ gab es für den Fünftplatzierten Erik Weiß (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.), der sich nach dem kleinen Finale um Bronze, dass er gegen Ruslan Kudrynets (ASV Schorndorf) verloren hatte, die Ringerschuhe auszog und damit signalisierte, dass er seine lange und erfolgreiche Laufbahn im Heidelberger SNP-Dome beendet.
Die Organisatoren zeigten sich zufrieden mit dem neuen Format, die nationalen Titelkämpfe der Männer und Frauen an einem Ort – durch den Deutschen Ringer- Bund selbst auszutragen und bekamen dafür auch großen Zuspruch. So ist man dabei, einen Termin für das kommende Jahr zu finden, wo dann die Ecken und Kanten, die bei der Erstauflage auftraten, noch abgerundet werden sollen.
Jörg Richter