Diskussion DRB und DRL aus Sicht eines Bundesligisten

SV Wacker Burghausen Abteilung Ringen

Aus aktuellem Anlass möchte ich, als Abteilungsleiter der Abteilung Ringen des SV Wacker Burghausen, zu der Diskussion um die Rückkehr der 5 DRL Vereine in die DRB Bundesliga Stellung nehmen.
Es gab in den Jahren von ca. 2010 bis 2016 ein ständig weiter fortschreitendes auseinanderdriften der an den Bundesligen teilnehmenden Verein. Dies war vor allem der Finanzkraft einzelner Vereine geschuldet. Dass man dies den Vereinen, nicht aber dem DRB vorwerfen kann sehe ich als selbstverständlich an. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob gutes Vereinsmanagement verbunden mit Finanzkraft an sich positiv oder negativ ist. Da gibt es nur eine Meinung. Aber der „Klassenunterschied“ innerhalb einer Liga wurde einfach zu extrem. Auch die Ausbildung und das heranführen von jungen Sportlern war bei der Leistungsstärke sehr schwer möglich. Die Jugendförderung wurde teilweise (auch bei uns) vernachlässigt. Vereine aus der zweiten Liga wollten oder konnten ganz einfach nicht aufsteigen. Sieben Vereine wollten auf Grund der Übermacht der großen sechs, in die zweite Liga zurück. Oftmals wurde, nicht zuletzt deshalb, bei Treffen der Vereine im Rahmen von DRB Veranstaltungen von den Vereinen die Gründung einer eigenen Liga diskutiert.
2016 haben die 5 der DRL zugehörigen Vereine beschlossen eine eigene Liga, die DRL, zu gründen. 2017/18 wurde diese „Liga“ erstmals durchgezogen.
Viele andere Vereine haben sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt. Von diesen sind über 20 Vereine zu dem Entschluss gekommen, dass ein Dialog wesentlich sinnvoller ist als eine Konfrontation bzw. ein offener Bruch von Vereinen und Sportlern mit dem eigenen Verband. Es wurden Gespräche der Vereine mit dem DRB geführt und ein neuer Bundesligaausschuss gewählt der die Vereine im Verband vertritt. Der DRB war und ist seitdem als sehr kooperativer Partner seiner Vereine aufgetreten. Hier haben sich gerade die dafür verantwortlichen Funktionsträger im DRB sehr offen um direkte Kommunikation mit Ausschuss und Vereinen gekümmert und sind auf Vorschläge eingegangen.
Um eine Wiederholung der Ausuferung der finanziellen Diskrepanz zwischen den Vereinen zu vermeiden, wurde erst eine Budgetgrenze eingeführt und nunmehr in der neuen Saison auf Vorschlag des Bundesligaausschusses, also der Vereine, ein Punktesystem. Ich sehe die Liga durch die offene Zusammenarbeit zwischen DRB und den Vereinen auf einem sehr guten Weg. Wir sollten und werden diesen zusammen weitergehen.
Ich bin überzeugt und habe es in Aschaffenburg am 23.06.2018 selbst von 22 anwesenden Vereinsvertretern, von 24 gemeldeten Bundesligisten vernommen, dass dies auch die Überzeugung der überwiegenden Mehrheit der Vereine ist. Es ist an der Zeit, dass alle Ihre Einstellung zu dieser Thematik auch öffentlich kundtun und in Zukunft gemeinsam eine starke Basis für das Mannschaftsringen in den DRB Bundesligen bilden.
Von den anwesenden DRL Vertretern hätte ich ein Konzept erwartet, das nicht nur dem DRB sondern selbstverständlich auch den Vereinen einen Vorschlag zur Wiedereingliederung der DRL Vereine in die DRB Bundesliga vorstellt. Grundsätzlich gibt es dazu anzumerken, dass aus meiner Sicht weder der Verband noch die Vereine etwas gegen vernünftige Vorschläge auf Verbesserung und Innovation im deutschen Mannschaftsringen haben, aber dazu bedarf es konkreter Grundlagen. Eine durch Sponsoren unterstützte Liga die sich selbst vermarktet ist ja an sich eine sehr gute Idee. Aber ich erwarte dazu als Vereinsvertreter ein ausgearbeitetes Finanzkonzept mit Angabe der Größenordnung von möglichen Sponsorengeldern zum Betrieb dieser Liga. Ebenso wichtig ist die Absicherung der Sponsorengelder über langfristige Bürgschaften.
Die Regelung von Verbandsabgaben, ein akzeptabler Vorschlag eines Grundlagenvertrags zwischen Liga und Verband. All das und vieles mehr ist fundamental wichtig für eine derartige Vereinbarung zwischen Verband und einer eigenständigen Liga.

Der DRB hat seine „roten Linien“ für Gespräche klar formuliert.
Dies sind z.B.:
Anerkennung der Vorgaben des BMI und des DOSB, Bewertungskriterien des DOSB für den Leistungssport, Freistellung der Kaderathleten für Turniere, Lehrgänge und Ausbildung im Rahmen der Förderstruktur des DRB.
Anerkennung der Regelwerke der UWW u. a., Anerkennung der internationalen und nationalen Wettkampfregeln, Anerkennung des für die nächste Saison erarbeiteten Punktesystems, Anti-Doping-Ordnung, Transfer-Finanzordnung und Quotenregelung für ausländische Ringer.
Anerkennung des DRB als Dachverband und Ansprechpartner der UWW, des BMI und des DOSB, Ausbildung der Kaderringer inkl. Logistik und Organisation in der Verantwortung des DRB
Anerkennung und Förderung des Nachwuchskonzeptes, Aus-und Weiterbildung der Trainer sowie deren-Lizenzierung, Aus- und Weiterbildung der Kampfrichter, Einbindung der LO und der Vereine.

Was ist bitteschön daran so verwerflich, dass man das nicht akzeptieren kann. Es gibt wie in allen anderen Sportarten auch Regelwerke die es einzuhalten gilt. Über diese kann man sich nicht hinwegsetzen bzw. diese diskutieren.
Während des letzten Treffens in Aschaffenburg wurde z.B. von den Vertretern der DRL klar gesagt, dass sie an Vereinbarungen mit der UWW nicht gebunden sind. Man solle gemeinsame Lösungen erarbeiten. Eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten setzt aber grundlegend voraus, gewisse Grundlagen und Gegebenheiten einfach zu akzeptieren. Ich sehe den „schwarzen Peter“ auf jeden Fall absolut nicht beim DRB. Wenn Lösungen für eine für alle Seiten wünschenswerte Einigung im deutschen Ringen kommen sollen; ist eindeutig die DRL am Zug etwas Fundiertes vorzulegen.

Zu der von der DRL gestarteten Umfrage und der Veröffentlichung der Auswertung möchte ich noch folgendes anmerken:

– Wenn mich jemand fragt, ob ich Gebühren an die UWW abführen möchte, dann sage ich ganz klar nein. Verbandsabgaben gibt es jedoch in allen Sportarten. Dadurch wird u.a. die internationale Organisation unseres Sports mitfinanziert.

– Hat der DRB Hoheit über die Terminplanung? Wer sonst soll bitte eine Planung die sich an nationalen und internationalen Lehrgängen und Meisterschaften orientieren muss, ausarbeiten?

– Wer soll die Regelhoheit besitzen: DRB oder die Vereine?
Wie stellt man sich das vor? Die Vereine bestimmen die Gewichtsklassen, die Punkteverteilung, die Kampfzeit, Umgang mit Passivität, angeordnete Bodenlage usw.?
Da werden sich unsere Kaderathleten bedanken.

Ebenso verhält es sich mit vielen weiteren Punkten dieser „anonymen Umfrage“.
Aus den Ausführungen vieler Teilnehmer in Aschaffenburg habe ich aufgenommen, dass sie sich an der Umfrage gar nicht beteiligt haben. Von vier Vereinen habe ich das schriftlich vorliegen. Jetzt lese ich, dass sich angeblich doch 21 Vereine beteiligt haben. Das erstaunt mich doch etwas.
Auf jeden Fall kann ich den Sinn einer, mit solch einseitigen Fragen gespickten Umfrage; nicht nachvollziehen. Ebenso die dazugehörige Auswertung. An gemeinsamen Lösungen mit anonymen Meinungen zu arbeiten ist wenig zielführend.

Ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen der DRL und der aktuell zughörigen Vereine, deren Mannschaften und Vertreter jahrelang die Bundesliga mit hervorragendem Sport und gutem Marketing bereichert haben, dazu durchringen können, die grundlegenden Voraussetzungen zu akzeptieren und dem DRB ein vernünftig ausgearbeitetes Konzept zu präsentieren. Dies wäre im Sinne des Ringens, der Sportler, der Vereine und nicht zuletzt unseres Verbandes mehr als wünschenswert. Eine weiter andauernde Spaltung der Spitzenvereine im Mannschaftsringen schadet dem Ansehen unserer Sportart und somit im Endeffekt auch der Weiterentwicklung unserer Sportler.

Jürgen Löblein
Abteilungsleiter Ringen
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