Die Reiseapotheke des Athleten

Es ist wieder die Zeit der Trainingslager und Internationalen Meisterschaften der verschiedenen Auswahlteams. Obwohl meistens ein Physiotherapeut die Maßnahme begleitet, ist es sinnvoll, wenn jeder Athlet eine kleine Reiseapotheke bei sich hat. Die Kapazitäten des Physiotherapeuten sind begrenzt und offiziell ist es bei vielen Medikamenten nicht erlaubt, dass sie vom Physiotherapeuten abgegeben werden.

Bei der Zusammenstellung sind die Antidopingbestimmungen zu beachten. Hierbei helfen die Liste der erlaubten Medikamente der NADA und im Zweifelsfall die home-page der NADA www.nada-bonn.de und der Link zu NADAmed. Hier besteht die Möglichkeit 24 Stunden am Tage nachzufragen, ob ein Medikament erlaubt oder verboten ist.

Bei der Zusammenstellung sollte man sich auf die Erkrankungen und Beschwerden beschränkten, die häufig vorkommen. Für alle Eventualitäten kann man nicht vorsorgen, das würde auch die räumlichen Voraussetzungen der Sporttasche und den finanziellen Rahmen sprengen, zumal die Medikamente eine begrenzte Haltbarkeit haben.

Im Folgenden soll ein Vorschlag für die Selbstmedikation bei häufigen Beschwerden bei einer Trainings- oder Wettkampfreise gemacht werden. Dabei ist immer die Packungsbeilage zu beachten. Sinnvoll ist es auch nur Medikamente mitzunehmen mit denen man bereits zu Hause Erfahrung gesammelt hat, um Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen zu vermeiden.

Überdosierungen bringen keinen Nutzen, sondern meistens nur Nebenwirkungen, die nicht erwünscht sind.

Akute Verletzungen wie eine Prellungen oder Stauchungen gehen meist einher mit Schwellungen, entzündlichen Reaktionen des traumatisierten Gewebes und Schmerzen.

Medikamentös empfiehlt sich zur Abschwellung Traumeel Tropfen oder Lymphomyosot, zur Entzündungshemmung Ibuprofen 400 ( eine Höchstdosis von 2400 mg am Tag ist erlaubt ) sowie für Salbenverbände Varicylum-Salbe oder Voltaren Emulgel.

 

Grippale Infekte und Fieber behandelt man beschwerdelindernd und fiebersenkend mit Aspirin plus C oder Paracetamol.

Es sollte allerdings bei einem grippalen Infekt eine Trainings- oder Wettkampfpause eingelegt werden, um Folgeerkrankungen, z.B. eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden. Der Sportler sollte auch Abstand zu seinen Teammitgliedern halten, um Ansteckungen zu vermeiden.

 

Beschwerden der Atemwege u.a. mit Husten: Schleimlösend ist Ambroxol, ein Hustenstiller Silomat oder Bronchopret. Weitere Medikamente sind Umckaloabo, Sinupret forte und zum Einreiben und Inhalieren Transpulmin oder japanisches Heilpflanzenöl.

 

Bei Magen-Darm Erkrankungen hilft bei Durchfall Imodium akut und bei Verstopfung Dulcolax. Zur Vorbeugung hat sich Perenterol bewährt.

Bei Übelkeit zeigt Vomex A eine gute Wirkung. Hier haben sich Zäpfchen bewährt.

Besonders bei Durchfällen ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

 

Zusammenfassend sollte die Reiseapotheke mit wenigen Medikamenten ein großes Spektrum an Beschwerden, die häufig vorkommen, abdecken. Die genannten Medikamente sind alle rezeptfrei zu bekommen. Eine Absprache mit dem Hausarzt und dem Verbandarzt ist zu empfehlen. Bei Fieber, Atemwegs – und Durchfallerkrankungen sollte Abstand zu den Teammitgliedern gehalten werden, um die Ansteckung zu vermeiden.

 

Reisekrankheiten – Vorbeugen ist besser als Tabletten schlucken

Eine gute Reiseapotheke kann sehr hilfreich sein. Besser ist es aber durch geeignete, vorbeugende Massnahmen den Einsatz der Reiseapotheke zu vermeiden. Die Einnahme von Medikamenten bedeutet auch immer Einschränkungen im täglichen Trainingsbetrieb.

Deshalb sind vorbeugende Maßnahmen wichtig.

Die Ursachen von Sportverletzungen sind allgemein bekannt. Diese lassen sich durch einen guten Trainingszustand, Aufwärmen, Erholungsphasen, durch Einhalten des Regelwerks, durch eine ordnungsgemäße Wettkampf- und Trainingsstätte auf ein Minimum einschränken.

Athleten sind im Rahmen ihres Trainings und ihrer Wettkampfvorbereitung durch hohe Belastungsintensitäten häufig in ihrem Immunsystem geschwächt, so dass sie vermehrt zu meist banalen Infekten neigen, die schwerwiegende Folgen haben können.

Bei der Fußball – WM 2010 in Südafrika mussten 89 von 800 Spielern wegen einer Infektion behandelt werden ( Dvorak, 2011)

Häufig kommt es allerdings begleitend zu Erkrankungen der Atemwege oder zu Magen-Darm-Erkrankungen. Hier ist das Wissen um die Vorsorge und vor allem die Übertragung meist nicht gegeben.

Atemwegserkrankungen übertragen sich meistens durch Tröpfchen, die mit Erregern gefüllt sind und ausgehustet, – gespuckt, – genossen werden. Die Gefahr besteht jedoch nur über eine Distanz von 1 Meter.

Des Weiteren erfolgt die Übertragung häufig durch verunreinigte Hände.

Selten erfolgt die Ansteckung über Aerosole ( Tröpfchenkerne ), die in der Luft stehen und aktiv eingeatmet werden und selten auch über Oberflächen, die berührt werden, z.B. Türschnallen.
Bei Magen-Darm Beschwerden erfolgt die Übertragung extrem häufig durch verschmutzte Hände aber auch durch verschmutzte Oberflächen, z.B. von Schränken, Badeamaturen oder Türklinken, sowie durch rohe, leicht gegarte, nicht durcherhitzte Lebensmittel und auch Wasser in flüssiger und fester Form (Eis ).

 

Allgemein sind Impfungen, die in einem besonderen Beitrag abgehandelt werden sollten und normalerweise im Rahmen der Kaderuntersuchung einmal im Jahr kontrolliert werden, bei verschiedenen ansteckenden Infektionserkrankungen absolut notwendig.

 

Aus dem Wissen der ansteckenden Ursachen ergeben sich die vorbeugenden Maßnahmen:

Atemwegserkrankungen:

  • In den Ärmel husten nicht in die Hand
  • Auf Distanz gehen
  • Hände waschen
  • Einmaltaschentücher einmal verwenden und nach dem Nase putzen die Hände waschen

Magen-Darm-Erkrankungen

  • Lebensmittel sinnvoll auswählen u.a. keine Produkte mit rohen Eiern, keine Rohmilchprodukte, kein rohes Fleisch/Fisch, keine Getränke mit Eiswürfeln und nach dem Motto verfahren boil it, cook it, peel it, or forget it.
  • Händehygiene vor dem Essen auch bei Obst oder Fingerfood
  • Nur eigene Flaschen, Gläser, Besteck benutzen. Trinkflaschen für den Wettkampf oder das Training sollten nur von einem Athleten benutzt werden und um Verwechslungen zu vermeiden mit dem Namen des Athleten versehen sein.
  • Swimming Pool oder Whirl Pool sind vor allem in hygienisch bedenklichen Ländern zu meiden, da hierüber häufig auch die Gefahr besteht den Novo Virus zu bekommen.

 

Kommt es im Trainingslager oder bei einer Wettkampfreise zu einer Erkrankung, muss die Möglichkeit der Übertragung reduziert werden durch:

 

  • Isolation, indem der Sportler ein Einzelzimmer bekommt und die Kontaktpersonen auf ein Minimum, möglichst nur den Physiotherapeuten, der sich mit allgemeinen hygienischen Verhaltensregeln auskennt, beschränkt wird
  • Intensivierung der Hygienemaßnahmen in der Mannschaft, die bereits oben erwähnt wurden und durch den zusätzlichen Einsatz von Desinfektionsmitteln, die auf der VAH-Liste ( Verein für angewandte Hygiene ) oder vom DVV

( deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruserkrankungen ) getestet und zertifiziert sein sollten.

  • Es sollte ein Hände- und Flächendesinfektionsmittel verwendet werden, das viruzid ist.

Letztendlich besteht Ansteckungsgefahr bei den meisten Erkrankungen bis etwa 48 Stunden nach Symptomende.

Wer diese Regeln befolgt wird Wettkampfreisen und Trainingslager mit hoher Effektivität durchführen können.

Auf den ersten Blick vermeintlich unwichtige Dinge und Verhaltensweisen können bestens geplante Wettkampfreisen und Trainingslager bezüglich ihrer Wirkung in hohem Maße negativ beeinflussen.

Nicht nur das Ringen ist wichtig, sondern auch das „Drumherum“.

Dr. med. H.-G. Eisenlauer

 

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