Der KSV Köllerbach zeigt gegen Burghausen einen ganz großen Kampf

Köllerbach 13 – Burghausen 15

Der Ringkampfsport generiert Veranstaltungsabende, die man so schnell nicht vergisst. Ein solches Highlight der Extraklasse erlebten die zahlreichen Zuschauer am Samstagabend (25. Januar), als sich im Finalhinkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle die Ringer-Staffeln des KSV Köllerbach und des SV Wacker Burghausen gegenüberstanden. Und die Favoritenrolle schien in diesem Kampf ganz klar verteilt zu sein, denn die SAARBRÜCKER ZEITUNG legte über diese Begegnung die Headline „Der KSV fordert den FC Bayern des Ringens“. Das Nonplusultra in punkto Manpower ist auch ganz ohne Zweifel in bundesdeutschen Landen beim SV Wacker Burghausen angesiedelt. Extra lang ist in der oberbayerischen Stadt an der Salzach nicht nur die weltlängste Burg, sondern auch der Kader des dortigen amtierenden deutschen Ringer-Mannschaftsmeisters ist mit 34 Athleten außerordentlich gut bestückt. Der Titelverteidiger, der in dieser Saison sein drittes Championat in Serie anstrebt, kann bei der Aufstellung seiner Ringer-Staffel aus dem Vollen schöpfen. Der amtierende deutsche Mannschaftsmeister SV Wacker Burghausen hat ganz einfach unter Vertrag, was Rang und Namen hat. Und Anton Losowik, der als Abteilungsleiter und Mannschaftsverantwortlicher die Spitzenringer der Top-Truppe an Land gezogen hat, geht einem beneidenswerten Job nach. Der glückliche Mann hat nämlich die Qual der Wahl, welche Spitzenringer er jeweils für das zehnköpfige Team des SV Wacker auf die Matte schickt.

In der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle ließ sich KSV-Teamleiter Thomas Geid indessen von diesem Ballyhoo nicht aus der Ruhe bringen. Er schenkte einer Köllerbacher Mannschaft das Vertrauen, die an diesem Samstagabend dem SV Wacker Burghausen auf Augenhöhe begegnete. Die Zuschauer erlebten ein Super-Spektakel und brauchten ihr Kommen wahrlich nicht zu bereuen. Am Schluss stand es ganz knapp 15:13 für den Titelverteidiger, doch Köllerbach hätte sich aufgrund seiner starken Mannschaftsleistung durchaus ein Remis verdient gehabt. Sogar ein knapper Sieg lag für die Saarländer im Bereich des Möglichen. Die beiden Finalisten stellten an diesem denkwürdigen Ringer-Abend jeweils fünf Sieger. Doch die Top-Stimmung in der Halle schwappte erst endgültig nach der Halbzeit über, denn nach fünf Kämpfen stand auf der Anzeigentafel noch ein 11:3 für das Team aus Oberbayern. So wurde in der leichtesten Gewichtsklasse bis 57 kg der Köllerbacher Youngster Giovanni Comparetto von dem früheren dreifachen türkischen Juniorenweltmeister Ahmet Peker nach knapp 90 Sekunden geschultert. Im Greco-Schwergewicht dagegen setzte sich der Este Heiki Nabi, der in den Diensten des KSV Köllerbach steht, gegen den zweifachen deutschen Meister Ramsin Azizsir sicher mit 4:0 nach Punkten durch. In der Gewichtsklasse bis 61 kg bot der Köllerbacher Greco-Spezialist Steven Ecker von der Kampfkraft her alles Menschenmögliche auf. Doch gegen Andreas Maier, den deutschen Vizemeister des Jahres 2018, konnte er letztlich eine 0:9-Punktniederlage nicht vermeiden.

Dann war mit dem Gewinnen wieder der KSV Köllerbach an der Reihe. In der Freistil-Klasse bis 98 kg zeigte der KSV-Rumäne Nicolai Ceban dem zweifachen deutschen Meister Erik Thiele seine Grenzen auf. Ceban brachte geschickt einen 2:1-Punktsieg über die Zeit. In der Klasse bis 66 kg war der Köllerbacher Freistil-Spezialist Valentin Seimetz gegen den dreifachen türkischen Europameister Cengizhan Erdogan chancenlos. Als der Ringer des SV Wacker Burghausen erfolgreich seine Beinschraube ansetzen konnte, war es um Seimetz geschehen. Cengizhan Erdogan siegte mit 15:0 dank technischer Überlegenheit. Das hatte einen Halbzeitstand von 11:3 für Burghausen zur Folge.

Nach der Halbzeitpause ging dann für den KSV Köllerbach in der Klasse bis 86 kg ein Mann auf die Matte, der schon längst in den Herzen der saarländischen Ringerfreunde einen festen Platz erobert hat. Greco-Spezialist Tarek Mohamed Abdelslam Sheble Mohamed, der im Jahr 2015 Vize-Afrika-Meister war und dann 2017 auch noch Europameister, ging gegen den deutschen Vize-Meister Roland Schwarz gleich voll zur Sache. Der Ägypter mit dem bulgarischen Pass punktete ohne Unterlass und ging als souveräner 14:0-Punktsieger von der Matte. Schade war nur, dass der Köllerbacher Greco-Ringer leider nicht mehr den 15. Punkt auf seinem Guthaben-Konto realisieren konnte, denn das hätte ihm für den KSV die maximalen vier Siegzähler eingebracht. Aber auch über drei Punkte freute man sich im Köllerbacher Lager riesig.

In der Klasse bis 71 kg musste sich Greco-Spezialist Marc-Antonio von Tugginer vom KSV Köllerbach mit dem zweifachen deutschen Meister Witalis Lazovski auseinandersetzen. Der Gäste-Ringer legte wie die Feuerwehr los und führte bereits zur Halbzeit mit 9:0. Doch die zweiten drei Minuten standen ganz im Zeichen des Saarländers, der nochmals alle Kräfte mobilisierte und zur Aufholjagd blies. Am Schluss hatte Toni aber leider mit 6:9 Punkten das Nachsehen. Der furchtlose Köllerbacher Rumäne Mihail Sava war indessen anstandslos in die Gewichtsklasse bis 80 kg hochgerückt. Dort erwartete ihn der deutsche Vizemeister Johann Steinfurth für Wacker Burghausen. Der kleine Durchdreher-König, der in dieser Saison für den KSV Köllerbach noch keinen Kampf verloren hat, schaltete sofort in den Angriffsmodus und erteilte Steinfurth eine wahre Freistil-Lektion. Nach zwei Minuten und 48 Sekunden stand mit 16:0 der technisch überlegene Punktsieg des Rumänen fest. Der Köllerbach Anhang geriet vor Glück geradezu in Ekstase. Und für den kleinen Sava gab es Jubel-Chöre.

Danach kam es in der 75 kg Klasse A zum mit großer Spannung erwarteten Freistil-Duell zwischen dem amtierenden deutschen Meister Andrij Shyyka und dem dreifachen türkischen Europameister Söner Demirtas. Der 39 Jahre Köllerbacher Kult-Ringer kämpfte wie ein Löwe, doch gegen den wirklich starken Demirtas war an diesem Abend kein Kraut gewachsen. Der Türke in den Diensten des SV Wacker Burghausen gewann mit 7:0 nach Punkten. Dann brandete wieder Jubel bei den KSV-Fans auf, als in der Klasse bis 75 kg B Greco-Spezialist und Publikumsliebling Timo Badusch zum Kampf gegen den dreifachen deutschen Meister Matthias Maasch antrat. Der saarländische Polizeikommissar lieferte wieder einmal einen großen Kampf ab. Und mit Aushebern und Überwürfen geizte er auch dieses Mal nicht. Nach den vollen sechs Kampfminuten verbuchte das Kampfgericht einen klaren 13:3-Punktsieg für den souveränen KSV-Kapitän.

Trotz der knappen Niederlage gegen den Titelverteidiger aus Burghausen feierten die Fans ihren KSV lautstark. Der Köllerbacher Anhang honorierte damit die Moral, die Leidenschaft und die Einsatzbereitschaft ihrer Ringer an diesem Abend. Die Staffel des KSV Köllerbach konnte hoch erhobenen Hauptes am Samstagabend die Hermann-Neuberger-Halle verlassen. Die Saarländer hatten gegen den amtierenden Champion ein wirklich großes Gefecht präsentiert und dem vermeintlichen Favoriten die Stirn gezeigt.

Am kommenden Samstag, 01. Februar, hebt sich in Burghausen um 19.30 Uhr in der Sportparkhalle (Franz Alexanderstraße) der Vorhang zum Rückkampf um die Deutsche Ringer-Mannschaftsmeisterschaft. Der KSV Köllerbach wird dann mit Sicherheit erneut alles geben, um das amtierende Meisterteam aus Oberbayern auf Herz und Nieren zu prüfen.

Von Klaus Konstroffer