Demut, Stolz und Gerührtheit

Deutscher Ringertag in Leipzig, die Hall of Fame und Nitschkes Zehn-Meter-Gang

Ein neues Präsidium, eine neue Location und die Präsentation der „Hall of Fame“ anlässlich des 50. Geburtstages. Der deutsche Ringertag 2022 wurde für den Deutschen Ringer-Bund ein ganz besonderer und für manchen unvergesslicher Tag.

Harmonischer Verlauf der Delegiertenversammlung

Die DRB-Mannschaft um Präsident Jens Nettekoven wählte in diesem Jahr Leipzig als Veranstaltungsort aus und die Delegierten aus den Ländern folgten der Einladung. Beginnend mit der Delegiertenversammlung nahm die morgendliche Sitzung einen harmonischen Verlauf. Nettekoven begrüßte alle entsandten Verbandsvertreter und berichtete über das Sportjahr 2022. „Das Jahr hätte besser laufen können. Trotzdem sehe ich positiv dem kommenden Jahr entgegen“. Der Fokus liegt auf den kommenden Weltmeisterschaften 2023, wo die ersten Startplätze für die olympischen Spiele für Paris 2024 vergeben werden. Der Bericht der Kassenprüfer bescheinigte eine wie gewohnt einwandfreie Arbeit im Generalsekretariat, der Haushaltsplan für 2023 steht und die Entlastung des aktuellen Vorstandes und des Präsidiums erfolgte. Bei den Nach- bzw. Ergänzungswahlen standen zwei Positionen an. Für das Referat „Statistik und Dokumentation“ wurde Amin Kondakji einstimmig gewählt, ebenso wie Jens Gündling, der sich ab sofort für das Referat „Medien“ verantwortlich zeigt. Auch die Schöffenliste wurde erneuert. Diskussionsbedarf gab es beim Punkt der künftigen Stimmvergaben auf Grundlage ausgestellter Kontrollmarken. Der neue Vorschlag des Präsidiums, die Gewichtung der Stimmen demokratischer aufzustellen, wurde bis auf den Vertreter von Bayern als eine künftig positive Anpassung angesehen. Die Abstimmung erfolgt im nächsten Jahr. Bis dahin sollen sich die Länder-Chefs und ein auserwählter Arbeitskreis dem Thema widmen. Das DRB-Präsidium möchte ebenfalls im Jahr 2023 beschließen, dass bei künftigen Neuwahlen das alte Präsidium nicht mehr stimmberechtigt ist und bei einer Stichwahl die Mehrheit der Landesorganisationen ausschlaggebend ist.

Dittmann bereitet seinen Ruhestand vor

Anlässlich seines Berichts als DRB-Generalsekretär gab Karl-Martin Dittmann bekannt, den Verband nach über 45 Berufsjahren zum 31.12.2023 vorzeitig zu verlassen und in den Ruhestand zu gehen. Zum 31.12.2024, also nach den olympischen Spielen in Paris, wird auch Bundestrainer Michael Carl den Posten im Gr.-römisch zur Verfügung stellen und wieder zu einem ursprünglichen Arbeitgeber, der Bundeswehr, wechseln.

Acht Legenden in der „Hall of Fame“

Nach der dreistündigen Sitzung am Vormittag füllte sich das H4-Tagungshotel mit zahlreichen Welt- und Europameistern sowie Medaillengewinnern bei olympischen Spielen. 50 Jahre Deutscher Ringer-Bund, verbunden mit der erstmaligen Präsentation der „Hall of Fame“ lockten Legenden wie Adolf Seger, Pasquale Passarelli, Rifat Yildiz, Thomas Zander, Mirko Englich und Heinz Ostermann in den feierlich geschmückten Tagungssaal nach Leipzig. Auch die ehemaligen DDR-Legenden u.a. Olympiamedaillengewinner Heinz-Helmut Wehling, Dieter Brüchert, Andreas Schröder und Horst Stottmeister waren in Leipzig zu sehen. Unter den rund 100 Ehrengästen mischten sich die Generationen der Vergangenheit mit der Gegenwart. Den ersten acht Legenden wurde die wohl größte Ehre des DRBs zuteil. In einer sehr niveauvollen Zeremonie mit ausgewählten Laudatoren wurden Adolf Seger, Aline Rotter-Focken, Georg Metzler †, Heinz Ostermann, Lothar Metz †, Rudolph Vesper, Uwe Neupert und Wilfried Dietrich † in die „Hall of Fame“ des Deutschen Ringer-Bundes aufgenommen.

Nitschke zum DRB-Ehrenmitglied ernannt

Der DRB präsentierte seine Vergangenheit, ehrte ihre Heldinnen und Helden und ließ längst zum Erliegen gebrachte Beziehungen am Beispiel von Wolfgang Nitschke erfolgreich aufleben. Auf Initiative von Klaus Angermann, der deutschen Reporterstimme des Ringens, stimmten sowohl das Präsidium als auch die Delegierten vormittags die Ernennung Nitschkes zum DRB-Ehrenmitglied einstimmig ab. Nitschke selbst war zur Abendveranstaltung eingeladen, wusste aber von der Ehre, die im zu Teil werden sollte, von nichts. Erst als sein früherer Schützling Alexander Leipold und Moderator Thomas Eigenbrodt den Übergang einleiteten, war es auch für den Leipziger Ex-Bundestrainer und Sportdirektor zu erahnen, was ihm widerfährt. „Ich war sehr überrascht. Ich bin mit gemischten Gefühlen zu dieser Veranstaltung gekommen. Aus der Vergangenheit heraus, war es für mich nicht einfach. Als ich meinen Namen gehört habe und die zehn Meter bis zur Bühne vorlegte, habe ich 17 Jahre Distanz gegenüber dem DRB überwunden. Trotz meiner Zuneigung und Hingabe zum deutschen Ringkampfsport gab es in der Vergangenheit sehr viele Differenzen. Das ist alles in den paar Minuten in mir vorgegangen. Ich freue mich aber jetzt, dass ich in diesen Kreis mit aufgenommen bin und dass meine Arbeit so geehrt wurde“.

Aufnahme in die „Hall of Fame“ des DRB am 26.11.2022:

Adolf Seger, Aline Rotter-Focken, Georg Metzler †, Heinz Ostermann, Lothar Metz †, Rudolph Vesper, Uwe Neupert, Wilfried Dietrich †

Text: Jens Gündling / Bilder: Kadir Caliskan