Schorndorfer Fauxpas und unsportliches Verhalten von Reilingen und Rimbach

Die BIRTAT – Ringerbundesliga geht in die heiße Phase in Richtung Playoffs und auf dem Schreibtisch von DRB-Vizepräsident Bundesliga Manuel Senn häufen sich die Anzeigen und Verwaltungsentscheide. Im Fokus der ASV Schorndorf, der aktuell als Tabellenvierter in der Gruppe Ost bei den Boxing Days (27. und 29. Dezember) antreten muss, um sich überhaupt für die Playoffs zu qualifizieren. Hier trifft der jeweils Viertplatzierte der Gruppe auf den Fünftplatzierten der anderen Gruppe aufeinander. Die jeweiligen Gewinner des Vergleichs aus Hin- und Rückkampf qualifizieren sich für das Viertelfinale.

Sportlich liefert die Mannschaft von Trainer Sedat Sevsay ab. Zuletzt gab es sogar einen überraschenden Coup gegen den amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister SV Wacker Burghausen. Doch die Spartaner haben sich im Laufe der Saison einige Fauxpas im Bereich der Einhaltung der BIRTAT-Bundesliga-Richtlinien erlaubt, die ihnen zum Verhängnis wurden. Am 5. November 2022 setzte der ASV Schorndorf im Kampf gegen den SC Siegfried Kleinostheim einen Sportler ein, der zum Zeitpunkt des Einsatzes 14 Jahre alt war. Nach den Richtlinien beträgt das Mindestalter in der 1. Bundesliga allerdings 15 Jahre. Der Sportler wurde daher gestrichen. Neben der zulässigen Höchstpunktzahl von 28 Punkten hatten die Schorndorfer zudem fünf ausländische Sportler eingesetzt. Die Wertung wurde durch einen Verwaltungsentscheid durch Manuel Senn auf 40:0 für den SC Siegfried Kleinostheim geändert. Gegen diesen Verwaltungsentscheid legte Schorndorf Beschwerde ein. Der Rechtsausschuss I hat mit einem Urteil am 25. November 2022 den Verwaltungsentscheid bezüglich der Wertung des Kampfes bestätigt. Ein endgültiges Urteil gegen den Protest ist im Laufe der Woche zu erwarten.

Der Vorwurf einer zweiten unterschriebenen Lizenz eines Sportlers, der für den ASV Schorndorf in der laufenden Saison um Punkte rang, beschäftigte den DRB ebenfalls. Der KSC Germania Hösbach hatte am 9. Dezember 2022 eine Anzeige erstattet, den der Rechtsausschuss I mit einem Beschluss gefasst hat. Der Sportler wurde für straffrei erklärt, weil die eingereichte Lizenz des KSC Hösbach seinerzeit nicht den Formvorschriften entsprach. „Änderungen der Wertungen sind daher hier nicht zu erwarten. Es steht jedoch auch dem KSC Hösbach zu, hier in Berufung zu gehen“ äußerte sich Manuel Senn zu diesem Vorfall.

Status-Streitpunkt: Schorndorfs Felix BALDAUF (Bild: K.Caliskan)

Status-Streitpunkt um Baldauf

Doch das sollte es nicht gewesen sein. Beim Bundesligakampf AC Lichtenfels gegen den ASV Schorndorf stellte Kampfrichter Ingo Gleisberg (Leipzig) beim Wiegen fest, dass der ASV Schorndorf fünf anstatt vier ausländischer Sportler auf der Liste vermerkt hatte. Streitpunkt war und ist der Status des Norwegers Felix Baldauf. Baldauf ist zwar in Deutschland geboren, ist jedoch nicht im Besitz einer deutschen Staatsbürgerschaft. Laut den BIRTAT-Bundesligarichtlinien ist Baldauf daher als EU-Sportler zu werten. Der Punktwert (1 Punkt) ist korrekt, denn der Sportler benötigt aufgrund dessen, dass er das Ringen in Deutschland begonnen hat, keine UWW-Freigabe. Der ASV Schorndorf sieht das anders.

Dem entgegnet Senn: „In den Richtlinien ist dies klar geregelt. Daher sind die Werte korrekt“.

Beide Begegnungen, nämlich die Kämpfe SC Kleinostheim gegen ASV Schorndorf (05.11.2022) und ASV Schorndorf gegen SV Wacker Burghausen (03.12.2022) von Manuel Senn per Verwaltungsentscheid berichtigt. Weder von den leitenden Kampfrichtern noch von den gegnerischen Mannschaftsführer*innen wurde die überschrittene Höchstzahl an ausländischen Sportlern erkannt. „Deshalb mussten wir im Nachhinein die Kämpfe neu bewerten. Solche Entscheide sind in der Außendarstellung für unseren Sport kritisch zu sehen“, so Senn. Beide Kämpfe wurden für den Gegner gewertet.

Eklat in Liga zwei

Grund für eine außerordentliche Sitzung des Bundesligaausschusses in der kommenden Woche ist ein Eklat in der zweiten Bundesliga Süd. Der Kampf RKG Reilingen/Hockenheim gegen den KSV Rimbach wurde aktuell 0:0 gewertet. Nachdem die RKG Reilingen/Hockenheim nur mit neun Ringern antrat, von denen nur acht Ringer das erforderliche Gewicht auf die Waage brachten, war bereits vor Anpfiff klar, dass der KSV Rimbach den Mannschaftskampf mit 36:0 gewinnt. Rimbach ging mit neun Ringern über die Waage (75kg Gr.-römisch unbesetzt). Doch als Georgi Dimitrov, der Schwergewichtler vom KSV Rimbach plötzlich nicht zum Kampf antrat, hatte auch der KSV Rimbach die Mannschaftsstärke von neun erforderlichen Ringern nicht mehr erreicht. Dimitrov ging über die Waage, war allerdings zum Zeitpunkt seines Kampfes nicht mehr in der Halle.

„Hier versuchten beide Vereine offensichtlich, den Aufstieg zu verhindern“ wertet Senn das Verhalten beider Mannschaften. Laut Manuel Senn fand eine Wettbewerbsverzerrung statt. Die Vereine erhalten nun eine Anzeige wegen unsportlichem Verhalten. Ausgang offen.

Text: Jens Gündling

Bild: Kadir Caliskan