Deutsche Meisterschaften der Männer im griechisch-römischen Stil, vom 27.-29.5.2022 in Frankfurt(Oder)

Die Deutschen Meister 2022 / Foto: Oliver Stach 

Frankfurt(Oder) – 107 Griechisch-Römisch-Spezialisten aus nahezu allen Landesorganisationen des Deutschen Ringer- Bundes trafen am Freitagabend in Frankfurt an der Oder ein, um nach coronabedingter Auszeit bei einer offiziellen Meisterschaft die Kräfte zu messen. Athleten und Trainern bot sich ein schönes Bild mit einer sehr schön gestalteten Brandenburg-Halle, aber auch einem schönen Umfeld, mit Erwärmungsmatten und Sauna für jene, die noch Gewicht reduzieren mussten, um das entsprechende Limit einzuhalten.

Großer Andrang beim offiziellen Empfang am Freitagabend, der die Titelkämpfe einläutete.

Am Samstag fielen bereits die ersten Entscheidungen, da in drei- der 10 Gewichtsklassen aufgrund geringer Teilnehmerzahlen nordisch (Jeder gegen Jeden) gerungen werden musste.

Im leichtesten Limit bis 55 Kilo gab es nur zwei Starter, hier entschied Luan Lauer (RSV Schuttertal) beide Entscheidungskämpfe gegen Abdulla Hasani (SV Hallbergmoos) mit technischer Überlegenheit (jeweils 8:0) für sich und wurde damit erster Titelträger dieser Meisterschaften.

Etienne Kinsinger (63 kg/KSV Köllerbach) war sich kurz nach seinem letzten Duell gar nicht so sicher, der wievielte Titel es genau war, sein Coach wusste es: viermal stand der Saarländer bereits auf dem obersten Treppchen. Auch in Frankfurt(Oder) ließ der Olympiastarter von Tokio nichts anbrennen und verwieß Deniz Menekse (SV Johannis Nürnberg) und den jungen, ebenfalls stark aufringenden Numan Bayram (ASV Hüttigweiler) nach spannenden Duellen auf die Plätze zwei und drei.

Auch im schwersten Limit fiel die Entscheidung bereits am Samstagabend, da nur fünf Athleten für das 130-Kilo-Limit gemeldet hatten. Erwartungsgemäß kämpften Jello Krahmer (ASV Schorndorf) und Franz Richter (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) in der letzten Runde den Titel aus, ein echtes Finale. Beim Stand von 1:1 hatte Franz Richter aufgrund der letzten Wertung kurz vor Ende der Begegnung die Nasenspitze vorn, als 11 Sekunden vor Kampfende der Kampfrichter eine Abwehraktion des Lokalmatador’s als Foul ahndete. Zwei Punkte gingen zu diesem-, mehr als unglücklichen Zeitpunkt an den Schorndorfer, dazu noch der Zusatzpunkt für die Einforderung des Videobeweises durch die Brandenburger Trainerecke zum 4:1-Endstand. Ein spannendes Duell zweier gleichstarker Kontrahenten mit dem Titelgewinn für Jello Krahmer und Silber für Richter. Bronze ging in diesem Limit an Christian John (Eisenhüttenstädter RC), der die den Anhang in der Brandenburg-Halle noch einmal jubeln ließ.

Ein emotionaler Moment, als Christian John nach der Siegerehrung seine Ringerschuhe auszog, zum Zeichen, dass er seine Laufbahn mit DM-Bronze beendet.

Am Sonntagmorgen traten zunächst die Ringer in den kleinen Finals um Bronze auf die schwarz-rot-goldenen Matten der Firma Foeldeak, ab 11 Uhr wurden die Finalkämpfe gestartet. In diesen Begegnungen wurde unter den Augen der Schirmherrin Britta Ernst, Ministerin für Jugend, Bildung und Sport um jeden Punkt gekämpft, die sich begeistert zeigte.

Im Limit bis 60 Kilo trafen im Finale Christopher Krämer (TSV Westendorf) und Fabian Schmitt (SV Wacker Burghausen), wobei Krämer seine Stärken gegen den ins höhere Limit aufgerückten Burghauser beim 9:0 ausspielte. Krämer siegte in allen Begegnungen vorzeitig und gab dabei keinen einzigen Kampfpunkt ab. Der stark aufringende Juniorenringer Georgios Scarpello (ASV Schorndorf) belegte in diesem Limit den dritten Platz, gemeinsam mit Marvin Scherer (VfK Schifferstadt), der inzwischen zu den erfahrenen Ringern gehört.

Nichts anbrennen ließ Witalis Lazovski (67 kg/SV Wacker Burghausen), der alle Begegnungen ohne Punktverlust- und mit technischer Überlegenheit gewann. Im Finale bezwang er den Routinier aus Herbrechtingen Wladimir Berenhardt mit 9:0.

Das ‚echte Finale‘ im Limit bis 77 Kilo wurde bereits im Halbfinale ausgetragen, wo sich Robin Pelzer (RC Ehrenfeld) und Maximilian Simon (SV Weißwasser) nach knappem Kampfverlauf 7:6 trennten. Pelzer setzte sich im Finale mit einem Schultersieg über Witas Behrendt (RS Sudenburg) durch, der in den Vorrundenbegegnungen Ausrufezeichen setzte, Simon glänzte im kleinen Finale um Bronze mit einem 8:0-Überlegenheitserfolg über Robert Schröder (RS Sudenburg). Die zweite Bronzemedaille erkämpfte sich unter dem Jubel der Zuschauer der 37-jährige Lokalmatador Markus Thätner (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.).

Idris Ibaev (77 kg/SV Wacker Burghausen) war in diesem Meisterschaftsturnier nicht zu stoppen, der U-23-Weltmeister bezwang selbst im Finale den erfahrenen Maximilian Schwabe (KSV Pausa) mit technischer Überlegenheit. Im Halbfinale gab es gegen den frischgebackenen Juniorenmeister Samuel Bellscheid (KSK Konk. Neuss) einen starken Kampf, der mit 5:2 für den Burghauser endete. Bellscheid am Ende gemeinsam mit Domenik Chelo (ASV Urloffen) auf dem Bronzerang.

Mit einem Ur-Schrei beendete Marius Braun (82 kg/KSV Musberg) das Finalduell gegen Simon Öllinger vom SC Anger, der nach drei Verwarnungen vom Kampfgericht disqualifiziert wurde. Im Halbfinale überraschte Marius Braun mit einem 3:1-Sieg über Roland Schwarz, der am Ende Bronze holte. Simon Öllinger zog nach einem Schultersieg über Erik Löser (RSK Gelenau) ins Finale ein. Löser, der bis dato gegen Öllinger führte und nach einem Wurfversuch gekontert wurde, gewann am Sonntagmittag mit einem 8:0-Überlegenheitserfolg über Rico Rupp (KSV Musberg) Bronze.

Nichts geschenkt bekam Hannes Wagner (87 kg/AC Lichtenfels) bei den Wettkämpfen in Frankfurt(O.). Zwar setzte sich der Korbstädter im ersten Duell klar gegen Thomas Kramer vom AC Penzberg durch, doch gegen Patrick Neumaier (KSV Hofstetten) und im Finale gegen Nico Brunner (ASV Schorndorf) musste Wagner alle Register ziehen, wurde jedoch am Ende völlig verdient Deutscher Meister 2022.

Eine ganze Reihe starker Ringer gingen im Halbschwergewicht bis 97 Kilo über die Waage. Mit Georgios Lazioganis (SG Weilimdorf) stand der beste Griechisch-Römisch-Spezialist in diesem Limit auf dem obersten Treppchen und wurde obendrein zum ‚Besten Kämpfer‘ des Meisterschaftsturnieres gekürt. Das vorgezogene Finale in diesem Limit fand im Halbfinale zwischen Lazogianis und Ramsin Azizsir statt, wobei Azizsir mit 2:5 unterlag, sich dabei eine Verletzung zuzog und im Kampf um Bronze am Folgetag nicht antreten konnte. Anton Vieweg, der am Finaltag seinen 21. Geburtstag feierte, bekam damit bei der Siegerehrung Bronze überreicht. Silber ging an David Stumpe (SG Baienfurt), der sich nach souveränen Vorrundenbegegnungen gegen Lazogianis mit 0:11 geschlagen geben musste, die zweite Bronzemedaille sicherte sich neben Anton Vieweg, Vincent Graf vom TSV Kottern.

In der Länderwertung siegte Bayern, vor Württemberg und Sachsen, die Vereinswertung entschied der SV Wacker Burghausen für sich, vor dem ASV Schorndorf und dem gastgebenden RSV Hansa 90 Frankfurt(O.).

Zufrieden mit dem Meisterschaftsturnier, dem reibungslosen Ablauf und dem guten Umfeld der Kämpfe zeigte sich DRB-Vizepräsident Günter Maienschein, der die Veranstalter ausdrücklich lobte. Bundestrainer Michael Carl zeigte sich erfreut darüber, dass viele Juniorenringer nachrücken, den etablierten Kaderathleten Paroli boten und auch für einige Überraschungen sorgten.

Jörg Richter

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