Startschuss zur Bundesligasaison 2020 gefallen

Foto: Oliver Stach

Foto: Oliver Stach

Allen Widrigkeiten zum Trotz startete am Wochenende die Bundesliga in die neue Saison. Dieses Jahr hielt für uns alle einige unschöne Überraschungen parat und so hat die Pandemie natürlich auch den Sport stark beeinträchtigt. Lange war nicht klar, ob die höchste deutsche Liga überhaupt an den Start gehen kann. Doch mit viel Arbeit und Engagement machten der Verband und vor allem die Vereine eine Liga möglich! Leider kann das ein oder andere Team nicht an den Start gehen, dennoch startete die nun mit etwas Verspätung die Saison und verspricht schon in der Vorrunde eine spannende zu werden. Der erste Kampftag zeigte durchweg, dass sowohl Vereine als auch Verband tolle Arbeit geleistet haben und sich in dieser besonderen Zeit den Gegebenheiten optimal angepasst haben. Alle Duelle fanden, trotz hoher Auflagen, vor Zuschauern statt und man sah auch in jeder Halle, dass die Verantwortlichen einen hohen Wert auf die Einhaltung der Maßnahmen und somit auf die Sicherheit aller Beteiligten gelegt haben.

Die Nordwestliga hielt nur einen Kampf bereit, aufgrund eines Corona-Falls im Team musste der KSV Witten unmittelbar vor Saisonstart doch noch die Segel streichen und somit trafen nur die beiden Aufsteiger KSK Neuss und Wrestling Tigers Rhein/Nahe aufeinander. Hierbei bestätigte Konkordia den eingeschlagenen Weg der letzten Jahre eindrucksvoll und glänzte beim 22:7 Auftaktsieg mit zahlreichen jungen Eigengewächsen, die nun auch in der Bundesliga ihr Talent unter Beweis stellen. Mit ausländischen Ringern in den unteren und oberen Gewichtsklassen verstärkt präsentierte Neuss ein starkes Team und könnte für die ein oder andere Überraschung sorgen. Für die Wrestling Tigers bahnt sich eine schwere Saison an, denn die Aufgaben dürften gegen Mainz und Nackenheim keinesfalls einfacher werden. In der kommenden Woche empfängt mit ASV Mainz 88 der Favorit der Gruppe die jungen Neusser, die zwar klar in die Rolle des Underdogs schlüpfen, es bleibt jedoch abzuwarten wie viele Verstärkungen aus dem Ausland die Mainzer auf die Matte bekommen, eine faustdicke Überraschung für die ausgeglichene Neusser Truppe ist auf jeden Fall möglich.

Im Südwesten bahnt sich bereits am ersten Kampftag ein packendes Rennen um die Playoffplätze an. Hinter dem klaren Staffelfavoriten KSV Köllerbach scheinen gleich mehrere Teams auf Augenhöhe und streiten um die begehrten Plätze. Wie weit Köllerbach enteilt scheint, zeigt das Ergebnis deutlich. Beim Auswärtsauftritt in Urloffen behielten die Saarländer klar mit 19:5 die Oberhand und ließen dem ausschließlich mit deutschen Sportlern angetretenen ASV keine Chance. Dennoch dürfen sich die Hornets auf Augenhöhe wähnen mit den restlichen Teams, mal abgesehen von der RKG Reilingen Hockenheim. Auf die kommt eine schwere Runde vor, denn die RKG leidet stark unter der fehlenden Freigaben ihrer türkischen Gastringer und war somit am ersten Kampftag  klar unterlegen im Heimkampf gegen die RKG Freiburg. Dennoch reichte es am Ende zu vier Einzelsiegen, was zeigt, dass man nicht komplett chancenlos sein wird. Das dritte Duell der Gruppe bot dann alles was man sich wünschen konnte. Ein echtes Derby, denn Hüttigweiler und Riegelsberg trennen gerade einmal 20km, viele deutsche Talente auf der Matte und ein Kampf der bis in die letzte Sekunde spannend war. Am Ende setzte sich der KV Riegelsberg knapp mit 13:12 durch und durfte sich dabei auf die Nervenstärke seiner Sportler verlassen. Bitter wird man beim ASV Hüttigweiler auf die Auftaktniederlage blicken, denn wirklich alle knappen Mattenduelle gingen an die Gäste. So stand man am Ende eben trotz dreier vorzeitiger Siege mit leeren Händen da.

Ein richtiges Highlight dürfte für alle Ringkampfbegeisterten natürlich erneut die Südoststaffel in diesem Jahr sein. Mit dem dreifachen Meister SV Wacker Burghausen, dem ASV Schorndorf, dem SC Siegfried Kleinostheim und dem SV Johannis Nürnberg haben gleich vier Teams ganz klar das Ziel Playoffs ausgegeben und auch alle eine sehr schlagkräftige Mannschaft zusammen gestellt, die in jeder der anderen Gruppe wohl eine Endrundenteilnahme garantieren würde. Für die beiden Aufsteiger KSC Hösbach und AVG Markneukirchen geht es wohl ausschließlich um Rang 5. Der erste Kampftag hielt dann gleich einiges bereit, denn neben dem Duell der Aufsteiger ging es gleich zu Beginn in den anderen beiden Duellen um sehr viel. Das konnte man dann auch an den Aufstellungen ablesen. Der ASV Schorndorf empfing die Johannis Grizzlys aus Nürnberg und beide Teams traten in absoluter Bestbesetzung an. Nach zwei vorzeitigen Siegen, jeweils einer pro Team, gab es gleich acht absolut offene Duelle, deren Ausgang nur schwer zu prophezeien war. Nürnberg startete vielversprechend und sicherte sich alle drei Kämpfe bis zur Pause knapp mit 1:0. Doch nach der Pause blies der ASV zur Aufholjagd und gestattete Nürnberg keinen Einzelsieg mehr. Auf Seiten der Nürnberger hatte man sich von seiner Ausländerachse sicherlich mehr erhofft. So unterlag der 3. Europameister Etlinger unerwartet gegen Abdolmohamad Papi und auch im absoluten Highlight des Abends, dreifach Weltmeister Frank Stäbler traf auf Vize Europameister Zoltan Levai und war vermutlich das erste Mal seit Jahren eher der Underdog in einem Bundesligakampf. Doch Stäbler stellte seine Weltklasse einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis und hielt den Gesamtsieg für den ASV fest. Auch das zweite Duell der Playoff Anwärter wurde mit Spannung erwartet, die Warriors aus Kleinostheim empfingen Serienmeister Burghausen. Beide Teams traten mit je 9 Deutschen an und 500 Zuschauer bekamen für ihr Eintrittsgeld einiges geboten. Der SV Wacker setzte sich am Ende relativ klar mit 16:7 durch und untermauerte seine Vormachtstellung, Kleinostheim braucht sich jedoch in dieser Gruppe nicht verstecken, denn trotz zweier Ausfälle präsentierte man sich mit dem Deutschen Meister zeitweise auf Augenhöhe und ist voll im Rennen um die Playoffs. Am Sonntag schlossen mit dem KSC Hösbach und AVG Markneukirchen dann die beiden Aufsteiger den ersten Kampftag. Hösbach trifft vor allem der Ausfall von Nationalmannschaftsringer Niklas Dorn stark und so war man am Ende klar unterlegen. Die Gäste aus Markneukirchen setzten sich trotz ausgeglichener Bilanz von 5:5 Einzelsiegen klar mit 18:8 durch, was vor allem an den hohen Einzelsiegen ihrer Ausländerachse lag.

von Julian Hemmerich