Durchwachsene Bilanz bei der U23-EM

Mit den U23-Europameisterschaften in Novi Sad/Serbien fanden die ersten Meisterschaften im Jahr 2019 statt und die DRB-Ringer erzielten eine durchwachsene Bilanz. Am Ende gab es lediglich zwei Medaillen, beide im Frauenbereich, wo Annika Wendle (53kg) in überzeugender Manier Gold gewann und sich Luzie Manzke (62kg) mit Silber ihre erste Medaille im Erwachsenenbereich erkämpfte.

Griechisch-Athleten ohne Medaille

Der Start der Woche verlief alles andere als glücklich, das griechisch-römisch Team hatte sich doch die ein oder andere Medaillenchance ausgerechnet, doch es sollte am Ende so rein gar nichts gelingen. Manchmal lag es wohl schlicht an der Tagesform, wie zum Beispiel bei Andrej Ginc (63kg), der nicht an seinen tollen Erfolg aus dem Vorjahr (1. EM Jun) anknüpfen konnte und früh scheiterte. Bei anderen war es wohl auch ein Stück weit fehlende Erfahrung oder fehlende Geduld. Karan Mosebach (77kg) beispielsweise war über die Hoffnungsrunde auf dem besten Weg ins kleine Finale um die Bronzemedaille, gab eine 7:4 Führung jedoch eine Minute vor Ablauf der Zeit noch durch eine risikoreiche eigene Aktion aus den Händen. Auch Franz Richter (130kg) wollte in seinem Viertelfinalduell zu viel, als er 0:1 in Rückstand liegend vehement auf den Ausgleich drängte und in einen Konter lief. Allerdings hatte der Vize-Europameister der Junioren von 2018 auch ein super schweres Los erwischt und selbst bei einem Sieg wäre eine Medaille kaum möglich gewesen.

Pech hatte Witalis Lazovski (67kg), der bei seinem erst zweiten internationalen Einsatz eine starke kämpferische Leistung zeigte und im Viertelfinale klar von den Unparteiischen benachteiligt wurde. So musste er das Turnier mit einer 3:3 Niederlage beenden und konnte die große Medaillenchance nicht nutzen. Chancenlos war in der Klasse bis 97kg Jan Zirn, der in seinem Auftaktduell früh in Rückstand geriet und anschließend über fünf Minuten kein Mittel fand, seinem Gegner gefährlich zu werden.

Somit blieben die „grecos“ ohne Medaille, dementsprechend mager viel das Lob von Nachwuchs-Bundestrainer Maik Bullmann aus. Etwas in Schutz nahm er hierbei Ginc und Richter, die gerade erst dem Juniorenbereich entwachsen sind, doch gerade im technischen Bereich sieht Bullmann enormes Verbesserungspotenzial. Im Männerbereich gewinnt man durch Kraft und Kondition nur selten ein Duell, so sprach er zwar ein Lob für die kämpferische Einstellung aus, allerdings stießen ihm gerade die limitierten Möglichkeiten im Standkampf bitter auf.

Frauen feiern Gold und Silber 

Besser lief es dann im Anschluss bei den Frauen-Wettkämpfen, wo sich die starke Nachwuchsarbeit der letzten Jahre nun im Frauenbereich auszahlt. Überstrahlt werden die starken Ergebnisse natürlich durch die beiden Medaillen – Annika Wendle gewann bis 53kg ihren ersten Titel in der noch jungen Karriere und Luzie Manzke (62kg) knüpfte an die Erfolge im Nachwuchsbereich an und belohnte sich nach zahlreichen fünften Plätzen im Erwachsenenbereich endlich selbst mit der Silbermedaille.

Doch auch das restliche Team zeigte eine tolle Vorstellung. Ellen Riesterer rückte, bedingt durch die Platzierungen beim Grand Prix in Dormagen, eine Gewichtsklasse nach oben ins Limit bis 55kg und schrammte dort nur haarscharf an einer Medaille vorbei. Einer 6:10 Niederlage im Halbfinale folgte mit 2:4 eine noch knappere im kleinen Finale um Bronze. Auch für Elena Brugger blieb nur der bittere fünfte Rang, auch sie scheiterte mit 0:2 und 4:7 zweimal sehr knapp und konnte so nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Unnötig früh beendet war das Turnier für Francy Rädelt, die ihre Führung im Viertelfinale nicht über die Zeit brachte und auf Schulter verlor. Auch für sie war eine Medaille in der Klasse bis 76kg durchaus im Bereich des Möglichen.

Hochzufrieden zeigte sich hinterher natürlich der Trainerstab mit den gezeigten Leistungen. Trotz eines leider meist kleinen Teilnehmerfeldes war die europäische Spitze durchgehend vertreten und das junge DRB Team lag mit Gold, Silber und 2x Rang 5 deutlich über den Erwartungen.

Auch im Freistil nix zu holen – Männer bleiben medaillenlos

Der Abschluss der Europameisterschaften blieb den Freistil-Ringern vorbehalten. Wie bei den griechisch-römisch Kollegen blieben die Deutschen Männer hierbei Medaillenlos. Dennoch zeichnet sich der positive Trend der jüngsten Entwicklungen im freien Stil weiter ab. Bedenkt man, dass viele der Athleten ihren ersten internationalen Einsatz bestritten, erzielten viele Athleten eine beachtliche Platzierung. Die DRB Ringer rücken auch im freien Stil Schrittchen für Schrittchen an die europäische Spitze heran. Das i-tüpfelchen Medaille blieb leider aus – die größten Chancen besaßen wohl Johannes Deml (86kg) und Erik Thiele (97kg). Deml hatte unfassbares Lospech und traf auf die beiden Dagestani Musalaliev (RUS, Titelverteidiger) und Magomedsaidov (AZE, Jun-EM). Vor allem gegen Letzteren besaß Deml jedoch im kleinen Finale echte Siegchancen und deutete sein riesiges Talent mehr als nur an – leider reichte es bei der 4:8 Niederlage nicht ganz und es blieb Rang 5. Thiele hingegen hatte ein gutes Los erwischt, scheiterte jedoch bitter im Viertelfinale, als er sich trotz 2:0 Führung mit einer eigenen Aktion in Bedrängnis ins Hintertreffen brachte und unterlag. Somit war der Weg in die Medaillenränge verbaut.

Der junge Nico Megerle (57kg) ist noch bei den Junioren startberechtigt und verkaufte sich bei seinem ersten Einsatz nach dem Kadettenbereich teuer. Nach einem 10:0 Sieg beendete eine knappe 0:2 Niederlage gegen den Türken Kiziltas, der später Bronze gewann, das Turnier im Viertelfinale. Ebenfalls im Viertelfinale scheiterten Justin Müller (65kg) und Ilja Matuhin (92kg), doch bei beiden war ein Halbfinaleinzug durchaus möglich. Müller musste sich aufgrund der letzten Wertung Vejseli (MKD) geschlagen geben, für Matuhin war beim 1:3 gegen Toth (HUN) deutlich mehr drin. Ihren ersten großen Internationalen Auftritt hatten Eduard Tatarinov (74kg) und Mathias Schmidt (79kg). Tatarinov loste sich direkt ins Viertelfinale, unterlag dort dem späteren Titelträger Suchkov (RUS) mit 2:12 und stand somit im kleinen Finale. Im Kampf gegen den Armenier Papikyan war durchaus mehr drin, als es das Ergebnis von 3:10 vermuten lässt, doch Tatarinov ließ im Bodenkampf zu viele Wertungen zu. Bereits in der Qualifikation endete das Turnier von Matthias Schmidt, der dort mit 1:8 unterlag.

Auch ohne Medaille konnte man durchaus zufrieden sein im deutschen Lager, besonders ärgerlich für das Trainerteam war, dass einige Duelle trotz Führung kurz vor Ablauf der Zeit noch abgegeben wurden. So gewinnt man international eben kein Edelmetall. Hier Bedarf es im Nachgang noch einer detaillierten Fehleranalyse, bei einigen Sportlern kann man solche Ergebnisse jedoch auch noch der Unerfahrenheit auf internationalem Parkett zuschreiben.