Denis Kudla siegt erstmalig beim Heim-Grand Prix

Grand Prix Männer griechisch-römischer Stil am 18./19. August 2018 in Dortmund

Von Claudia Pauli

Hochkarätige Teilnehmer, ein Turniergewinner aus Deutschland, zahlreiche weitere Spitzenplatzierungen durch Lokalmatadore und eine perfekte Organisation: Der Grand Prix der Männer im griechisch-römischen Stil in Dortmund erwies sich aus Sicht des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) als äußerst gelungene Veranstaltung.

„Wir sind sehr zufrieden, dass wir in zwei Finals vertreten waren und mit so vielen Leuten um Bronze bzw. um Platz fünf gekämpft haben“, zog Michael Carl ein positives Fazit in Bezug auf das Abschneiden der deutschen Ringer. Der Bundestrainer für den griechisch-römischen Stil fügte hinzu: „Bei dem Niveau – es waren viele Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und sogar Olympischen Spielen dabei – war dies ein super Test vor der WM, inwieweit wir auf Top-Level mitringen können. Wir haben zwar noch nicht Optimalform, aber man sieht seit den Deutschen Meisterschaften eine stark steigende Tendenz in der Leistungsentwicklung.“ Die diesjährigen Weltmeisterschaften werden vom 20. bis zum 28. Oktober in der ungarischen Hauptstadt Budapest ausgetragen.

190 Sportler aus 25 Nationen vertreten

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Zuschauer in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle wie gewohnt sowohl Kämpfe im griechisch-römischen Stil als auch solche im freien Stil erleben können. Allerdings waren die Meldezahlen bei den Grecos in diesem Jahr derart hoch, dass sich die Organisatoren entschieden, die Veranstaltung ausnahmsweise auf den griechisch-römischen Stil zu begrenzen.

„Es wäre unmöglich gewesen, auch noch Freistil aufzunehmen“, meinte daher Manfred Werner. „Der Grand Prix ist wie eine kleine EM – zum einen aufgrund der Vielzahl an Nationen, die vertreten waren, aber auch aufgrund der Tatsache, dass viele namhafte und international erfolgreiche Athleten am Start waren“, so der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) weiter.

Insgesamt gingen in diesem Jahr 190 Sportler aus 25 Nationen auf die drei Matten, von denen an beiden Wettkampftagen Livestreams in Internet zu sehen waren. Sozusagen als 26. Nation waren die Niederlande vertreten: zwar ohne Aktive, aber mit vier Kampfrichtern.

Auch mit der Ausrichtung des Großen Preises zeigte sich Manfred Werner überaus zufrieden: „Die Organisation ist hier immer in den besten Händen, dank DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann und seinem zuverlässigen Helferteam vor und hinter den Kulissen.“ Rund 60 freiwillige Helfer sorgten einmal mehr für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.

Grand Prix auch 2019 in Dortmund

Einen Dank sprach der DRB-Präsident insbesondere auch den Verantwortlichen bei der Stadt Dortmund, beim Land Nordrhein-Westfalen und beim Regionalverband Ruhr (RVR) für die verlässliche Partnerschaft aus. „Wir sind in diesem Jahr schon zum 15. Mal hier in Dortmund – zum 13. Mal mit dem Grand Prix und zweimal haben wir hier bereits Europameisterschaften ausgerichtet: 2011 die der Erwachsenen und 2017 die der Junioren“, sagte Manfred Werner. Auch im kommenden Jahr wird es in der rund 600.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt den Grand Prix geben. „Das Turnier ist fest im Terminkalender für 2019 eingeplant“, so Manfred Werner. Wie DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann mitteilte, steht der Termin zwar noch nicht fest, angedacht ist die Durchführung aber Anfang August.

Dass in diesem Jahr derart viele Ringer für den Grand Prix meldeten, hängt nach Aussage von Jannis Zamanduridis nicht zuletzt damit zusammen, dass der Zeitpunkt, zu dem das Turnier stattfand, im Hinblick auf die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften „genau der richtige“ war. „Viele nutzten daher den Grand Prix in diesem Jahr als Aufbauturnier – oder sogar noch als Qualifikationsturnier für die WM“, erläuterte der Sportdirektor des DRB. Außerdem lag diesmal kein anderes internationales Turnier parallel. „Hier sind viele Top-Athleten dabei, die schon internationale Medaillen geholt haben. Auch die Anzahl der Teilnehmer pro Gewichtsklasse ist enorm“, meinte Jannis Zamanduridis. Beispielhaft führte der DRB-Sportdirektor die 22 Aktiven im 130-kg-Limit an.

Frank Stäbler verzichtete auf den Finalkampf

Um kurz nach 14.30 Uhr am Sonntag durfte das Publikum in der Helmut-Körnig-Halle auch einen Turniersieg durch einen Ringer aus Deutschland bejubeln: Nach Siegen im Achtelfinale über Eerik Aps aus Estland (2:0-Punktsieg), im Viertelfinale über den Ungarn Viktor Lorincz (2:1-Punktsieg) sowie im Halbfinale über den Schweden Zakarias Berg (5:0-Punktsieg) entschied Denis Kudla auch den Finalkampf für sich. Mit 2:1 Punkten setzte er sich darin gegen den Österreicher Amer Hrustanovic durch und belegte damit zum ersten Mal beim Großen Preis von Deutschland Rang eins.

„Das Ergebnis klingt recht knapp, aber meiner Meinung nach war ich in den sechs Minuten immer in Top-Form und kam nicht häufig in Bedrängnis. Dass das Ergebnis so knapp ausgefallen ist, liegt auch daran, dass der Kampfrichter oft kurz, bevor ich einen Punkt machen konnte, abgepfiffen hat“, so der 23 Jahre alte Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2016 (im 85-kg-Limit). In Rio hatte er im kleinen Finale Viktor Lorincz bezwungen, gegenüber dem Denis Kudla in Dortmund im Viertelfinale die Oberhand behielt.

Einen neuerlichen Auftritt von Frank Stäbler verpassten die Zuschauer hingegen am Sonntag. Um in gesundheitlicher Hinsicht nichts zu riskieren, beschlossen die Verantwortlichen im DRB gemeinsam mit dem Sportler, dass er am zweiten Veranstaltungstag nicht kämpfte, d. h., auf den Finalkampf verzichtete.

Hintergrund: Der 29-Jährige hatte kürzlich bei einem Lehrgang ein leichtes Stechen in der linken Brust bemerkt, woraufhin er umfassend untersucht wurde. Ob er in Dortmund würde ringen können, war entsprechend unsicher. Doch das Leistungssportteam des DRB und Frank Stäbler entschieden schließlich, es zu probieren. Da sich die Situation jedoch im Turnierverlauf verschlechterte, sagte Frank Stäbler für den Finalkampf ab. „Frank wird intensiv über unseren Verbandsarzt sowie physiotherapeutisch betreut. Es wird geschaut, wie das Training und das Therapieprogramm im Hinblick auf die WM bestmöglich gestaltet werden kann“, erklärte Jannis Zamanduridis.

Gleichzeitig sprach der DRB-Sportdirektor dem zweimaligen Olympiateilnehmer ein großes Lob aus: „Obwohl Frank nicht zu 100 % fit war, hat er eine absolut starke Leistung abgerufen.“ So befand sich Frank Stäbler etwa im Viertelfinalkampf gegen den Weißrussen Pavel Liakh dreimal in Rückstand und konnte letztlich noch einen 12:10-Punktsieg verbuchen. „Das war ein sehr spektakulärer Kampf. Der Kampf alleine war das Eintrittsgeld wert“, so der Sportdirektor des DRB.

Fünf Athleten in der Hoffnungsrunde

Über die Bronzemedaille durften sich aus deutscher Sicht Fabian Schmitt und Roland Schwarz freuen. „Ich war ein bisschen enttäuscht nach dem gestrigen Start, als ich so hoch verloren hatte. An dem Tag hatte ich etwas die Hoffnung verloren, hier noch weit zu kommen. Aber ich habe mich aufgerafft im Hinblick auf das kleine Finale und war im zweiten Kampf voll motiviert, nachdem ich zuvor gegen den Amerikaner gewonnen hatte“, sagte Roland Schwarz ebenso geschafft wie zufrieden. Der Deutsche war in der Qualifikation mit 1:7 am späteren Erstplatzierten Peter Bacsi aus Ungarn gescheitert. In der Hoffnungsrunde ging Roland Schwarz dann im ersten Kampf – gegen Geordan Speiller aus den USA – als technisch überlegener Sieger von der Matte. Im kleinen Finale um Bronze – gegen den Polen Edgar Babayan – erhielt er beim 1:1 die letzte Wertung, was ihm die Teilnahme an der Siegerehrung bescherte.

Platz fünf belegten aus DRB-Sicht Peter Oehler, Eduard Popp und Erik Weiss. Dabei war für Peter Oehler die Bronzemedaille bereits zum Greifen nahe, als sein Gegner das kleine Finale noch drehte und letztlich mit 3:2 Punkten für sich entschied. Fünf Sekunden vor Schluss führte der Deutsche mit 2:0, konnte dann aber einen Angriff seines französischen Kontrahenten Melonin Noumonvi nicht abwehren, sodass dieser zum 2:2 ausglich. Die vom deutschen Team vorgenommene Challenge verlief nicht erfolgreich, was dem Franzosen einen zusätzlichen Punkt bescherte. Die noch verbleibende Zeit war zu kurz, als dass Peter Oehler noch hätte ausgleichen oder vorbeiziehen können.

„Für Peter war es schade. Er hat gestern im Halbfinale mit 4:4 schon ganz knapp verloren. Jetzt hat er die sichere Führung aus der Hand gegeben. Bei dem Niveau kann man mit Platz fünf grundsätzlich nicht unzufrieden sein, aber in der Situation ist es natürlich erst einmal nicht zufriedenstellend“, analysierte Greco-Bundestrainer Michael Carl.

Von Dortmund aus reist die deutsche Delegation mit Teams aus zwölf Nationen weiter nach Saarbrücken, wo bis zum 25. August ein gemeinsamer Lehrgang mit den internationalen Gästen stattfindet. Insgesamt bereiten sich dort dann 135 Athleten auf den Jahreshöhepunkt, die WM in Budapest, vor.