Ginc wird Europameister

Bericht und Fotos von Jörg Richter

Ringen / Europameisterschaften der Junioren in Rom (ITA), vom 29.7.-6.8.2018

Rom – Andrej Ginc (60 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) ist Europameister der Junioren 2018. Mit einer starken, technischen Leistung gewann der DRB-Ringer das Finale gegen Abu Amaev (RUS). Gleich mit der ersten Aktion holte sich Ginc zwei Zähler gegen den Russen, der darauf aus war, den Ringer aus dem Bundes-Leistungszentrum Frankfurt(O.) von der Kampffläche zu schieben und damit zu punkten. Doch Andrej Ginc gelang gleich mit der nächsten Aktion erneut ein Wurf und führte damit 7:0. Amoev hielt an seiner Strategie fest und holte damit auch einen Punkt, doch Sekunden später flog der Russe erneut durch die Luft und Andrej Ginc ließ seiner Freude über seinen ersten Europameistertitel freien Lauf, nachdem er

schon 2015 bei den Kadetten Vize-Europameister war und im gleichen Jahr WM-Bronze gewann.

„Das war Weltklasse, was Andrej heute geboten hat“, freute sich Bundestrainer Maik Bullmann über den Leistungssprung des Ringers, der in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern) das Ringer-A-B-C erlernte und der nun schon viele Jahre am Bundes-Leistungszentrum in Frankfurt(O.) trainiert, schon am Vortag, als Ginc  mit dem Lokalmatadoren Jacopo Sandron (ITA), Razvan Arnaut (ROU) und Ivan Cherkas (UKR) bereits Weltklasseringer bezwingen konnte.

„Er kann eben technisch ringen“, jubelte Nachwuchs-Bundestrainer Maik Bullmann, der nach EM-Silber von Schwergewichtler Franz Richter (130 kg/AV Germania Markneukirchen), der ebenfalls am Bundes-Leistungszentrum Frankfurt(O.) trainiert, nun Gold durch Andrej Ginc verbuchen konnte.

Juniorenringer Anthony Sanders (72 kg/ESV München-Ost) hat am Mittwochabend das kleine Finale um Bronze gegen Tamas Levai (HUN) verloren, mit 0:9 Zählern fiel die Niederlage deutlich aus. Am Ende stehen für den jungen Ringer 2 Siege und 2 Niederlagen zu Buche.

Bereits am Dienstagmorgen bezwang Sanders, der die Ringerschuhe im Ligenbetrieb für den ASV Hof schnürt, den Weißrussen Dzmitry Shutau mit 3:0 Punkten. Im Viertelfinale dann das vorläufige Aus gegen den starken Russen Magomed Yarbilov, nach einem 0:8. Yarbilov erreichte das Finale und so konnte Anthony Sanders am Mittwochmorgen in der Hoffnungsrunde erneut ins Kampfgeschehen eingreifen. Dort traf er auf Jakub Bielesz (CZE), den er mit 5:1 Zählern bezwang. Im kleinen Finale um Bronze erwies sich der Ungar Levai als eine Nummer zu groß.

Am Mittwochmorgen griffen auch die ersten Ringerinnen ins Kampfgeschehen ein – und die deutschen Juniorinnen mit einem lachenden – aber auch einem weinenden Auge; denn Ellen Riesterer (SV Freiburg-Haslach) war nur noch etwa 3 Sekunden vom Europameisterschaftsfinale entfernt, als ihre türkische Kontrahentin den geflochtenen Zopf der deutschen Ringerin packte und sie zu Boden riss. Trotz Videobeweis ahndeten die Kampfrichter das grobe Foul von Aynur Erge (TUR) nicht, sondern belohnten es mit zwei Wertungspunkten. Ellen Riesterer kämpfte mit den Tränen, denn selbst beim Videobeweis erkannte man den Griff in die Haare der deutschen Ringerin. „Das hat doch mit fairem, olympischen Ringkampf nichts mehr zu tun“, forderte auch Nachwuchstrainer Rainer Kamm das Einschreiten der höchsten Kampfrichter, doch ohne Erfolg.
In den Vorkämpfen zeigte Ellen Riesterer eine souveräne Leistung. Gegen Dzhihan Ziberova (BUL)  schaffte die Dritte der U-23-Europameisterschaft einen Schultersieg beim Stand von 8:0 und auch gegen Tetiana Profatilova (UKR) kam kurz vor Kampfende beim Stand von 12:2 Wertungspunkten der vorzeitige Abpfiff zu Gunsten der Südbadenerin. Ein Halbfinalerfolg hätte den Einzug in den Kampf um Gild bedeutet, so wartet Ellen Riesterer am Donnerstagabend auf die Siegerin der Hoffnungsrunde zum Kampf um die Bronzemedaille.

Pech hatte auch Anne Nürnberger (55 kg/KSC Motor Jena) bei ihrem EM-Debüt in Rom. Ihren Auftaktkampf gewann Anne Nürnberger gegen Sezen Belberova (BUL), doch dann das traurige 3:3, im Viertelfinale, bei dem ihre Kontrahentin Szimonetta Szeker (HUN) die Nase vorn hatte. Die Ungarin verlor ihr Halbfinalduell, verpasste das Finale und somit war auch für Anne Nürnberger die erste internationale Meisterschaft beendet, bei der sie mit ihrem Kampfgeist mehr als nur einen Fuß in die Türe stellte.

Ein schweres Los hatte Debora Lawnitzak (59 kg/SV Luftfahrt Berlin), die im Achtelfinale Theodora Telinaidou (GRE) souverän mit 8:0 bezwang, dann jedoch an der starken Ukrainerin Tetiana Rizhko unterlag, die im Kadettenbereich schon Europameisterin war. Tetiana Rizhko erreichte das Finale und so kann Debora Lawnitzak am Donnerstagmorgen in der Hoffnungsrunde weiter kämpfen, wo sie auf Gaelle Ruiz (FRA) treffen wird.  Im Falle eines Sieges steht die Berlinerin im kleinen Finale Mariya Hulida (BLR) gegenüber.

Jörg Richter

FINALKAMPF VON ANDREJ GINC GEGEN RUSSLAND