Delegiertenversammlung „Deutscher Ringertag“ am 30. Juni 2018 in Bad Mergentheim
Delegiertenversammlung „Deutscher Ringertag“ am 30. Juni 2018 in Bad Mergentheim
Neufassung der DRB-Satzung beschlossen
Von Claudia Pauli
Sachliche Diskussionen, die Neufassung der Satzung des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), Änderungen in Bezug auf mehrere Ordnungen sowie zwei Ehrungen prägten die DRB-Delegiertenversammlung 2018, die am 30. Juni zum zweiten Mal in Folge in Bad Mergentheim/Baden-Württemberg abgehalten wurde. Schon am 21. Oktober vergangenen Jahres, anlässlich des „Deutschen Ringertags“ 2017, waren die Delegierten des DRB und aus den Landesorganisationen im Tagungs- und Landhotel „Edelfinger Hof“ zusammengekommen, um sich auszutauschen und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen.
Wahlen standen in diesem Jahr nicht auf der Tagesordnung, vielmehr bildeten der erwähnte Antrag zur Neufassung der Satzung sowie Anträge zur Änderung von Ordnungen die inhaltlichen Schwerpunkte der Sitzung, bei der vier der insgesamt 19 Landesorganisationen nicht vertreten waren. Zwei hatten bereits im Vorfeld ihre Teilnahme abgesagt, die Vertreter der zwei anderen Landesorganisationen mussten aus persönlichen Gründen kurzfristig ihr Kommen absagen.
Transparenz und Bestimmtheit erhöht
In das große Thema „Neufassung der Satzung“ führte Derya Cilingir, Rechtsausschuss I im DRB, die Delegierten ein. „Wir haben festgestellt, dass die Statuten des DRB teilweise nicht mehr der aktuellen Rechtsprechung entsprechen und daher überarbeitet werden müssen“, so die Juristin.
Nachfolgend erläuterte Marc Patrick Schneider von der Kanzlei Lentze Stopper aus München, die sich ausschließlich mit Sportrechten befasst, was im Einzelnen an der Satzung und an den zur Diskussion stehenden Ordnungen verändert wurde, beantwortete Fragen aus dem Plenum, griff Anregungen seitens der Delegierten auf und erklärte ihnen Begrifflichkeiten, die für Nicht-Juristen mitunter nicht leicht zu verstehen sind. „Unsere Aufgabe als externe Stelle war es, unsere Erfahrungen der vergangenen fünf bis zehn Jahre aufzugreifen und in die DRB-Satzung zu überführen“, so der Rechtsanwalt im Zusammenhang mit der Satzung des olympischen Spitzenverbandes.
Es habe in den vergangenen 20 Jahren einen sehr starken Wandel der Sportrechte gegeben. Man spreche auch von „Verrechtlichung des Sports“, meinte Marc Patrick Schneider. Viele Angelegenheiten blieben nicht mehr im Sport, sondern würden vor einem ordentlichen Gericht entschieden. Daher müssten die Statuten von z. B. Sportverbänden an die heutigen Anforderungen angepasst werden. In erster Linie gehe es dabei darum, mehr Transparenz zu schaffen und für mehr Bestimmtheit zu sorgen (keine Generalklauseln mehr), damit Entscheidungen möglichst lange – im Optimalfall ausschließlich – im „Kosmos Sport“ gehalten werden.
Wie der Fachmann erklärte, handele es sich bei Ordnungen um die „Ausgestaltung der Satzung“, d. h., um deren Konkretisierung. Während die Finanzordnung des DRB „nur“ überarbeitet worden wäre, sei die Rechts- und Strafordnung ein neues Dokument: Es stelle die Zusammenfassung der bisherigen Rechtsordnung des DRB und der bisherigen Strafordnung des DRB dar. Um Fragen zu klären wie „Was darf wer?“ oder „Wie läuft ein Verfahren ab?“, wäre es künftig nicht mehr erforderlich, in verschiedene Dokumente zu schauen, sondern es reiche die Rechts- und Strafordnung aus. Wie Marc Patrick Schneider zuvor betont hatte, bestehe eine der wesentlichen Änderungen darin, die alte Rechts- und die alte Strafordnung „auf Satzungsniveau zu heben“. Die Finanzordnung wurde inhaltlich nicht verändert, sie erfuhr lediglich eine Angleichung an die neue Satzung und die Rechts- und Strafordnung.
Nach intensiver, sehr konstruktiver Diskussion über die vorgeschlagene Neufassung der Satzung und Einarbeitung einiger Änderungen, die sich aus der Diskussion ergaben, wurde die Satzung bei sieben Nein-Stimmen und vier Enthaltungen verabschiedet. Die neue Satzung ist zu gegebener Zeit auf der DRB-Homepage unter www.ringen.de/download-drb einsehbar. Gleiches gilt für die Rechts- und Strafordnung sowie für die Finanzordnung, die jeweils einstimmig beschlossen wurden.
Ohne Widerspruch genehmigt wurde auch die vorgeschlagene, vorläufige Schöffenliste. DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann bemerkte in diesem Zusammenhang, dass viele Landesorganisationen darin nicht vertreten seien. Wünschenswert wäre eine breitere Beteiligung. Der Vizepräsident Recht im DRB, Dieter Lehrian, und der DRB-Rechtsausschuss werden zum einen eine Ausschreibung in puncto Schöffen erstellen und zum anderen eine Tagung/Schulung mit den Rechtsausschüssen der einzelnen Landesorganisationen durchführen, um ihnen die Neuerungen noch einmal im Detail zu erläutern, sodass sie diese innerhalb ihrer Landesorganisation bestmöglich weitergeben können.
DRB mit neuem Ausrüstervertrag
Aufgrund des relativ kurzen Berichtszeitraumes zwischen der Delegiertenversammlung 2017 und dem „Deutschen Ringertag“ 2018 hatten Vorstand und Präsidium des DRB darauf verzichtet, schriftliche Berichte vorzulegen. Die Verantwortlichen hoben stattdessen einige wesentliche Aspekte mündlich hervor.
So betonte z. B. DRB-Präsident Manfred Werner, dass sich der DRB seit 2017 in vielen Dingen weiterentwickelt habe. U. a. sei ein erfreulicher Leistungssprung im Freistil zu beobachten.
DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann, der auch als Versammlungseiter fungierte, wies darauf hin, dass der DRB seit dem 1. Mai einen neuen Ausrüstervertrag habe. Partner sei nun die Uhlsport GmbH mit ihrer Tochter Kempa. Die Erfüllung des Vertrages erfolgt in Zusammenarbeit mit der Einkaufs- und Vertriebs GmbH für Ringer aus Schifferstadt. Auch für die Landesorganisationen besteht die Möglichkeit, mit dieser eine Kooperation einzugehen. Eine Landesorganisation nutzte diese Möglichkeit bereits. „Wir würden uns freuen, wenn die eine oder andere weitere Landesorganisation einsteigen würde“, so Karl-Martin Dittmann.
Er teilte den Delegierten ferner mit, dass der Grand Prix in Dortmund in diesem Jahr – nach Rücksprache mit der sportlichen Führung im DRB – ausschließlich im griechisch-römischen Stil ausgetragen werde. Grund seien die „bombastischen Meldezahlen“ in dieser Stilart, wohingegen im Freistil lediglich vier Nationen mit zusammen 27 Ringern gemeldet hätten. Der Große Preis von Deutschland findet am 18. und 19. August statt.
Wie Frank Heinzelbecker, der Referent für Bundeswehrangelegenheiten im DRB, sagte, sei der DRB mit 20 Teilnehmern bei der diesjährigen Militär-WM im Mai in Moskau vertreten gewesen. Dabei gelang es Nina Hemmer, Gold in der Gewichtsklasse bis 53 kg zu holen. Freistilspezialist Alexander Semisorov gewann im 70-kg-Limit Silber. Erfreuliches hatte Frank Heinzelbecker auch in Bezug auf Michael Carl zu berichten: Der Bundestrainer für den griechisch-römischen Stil wurde Berufssoldat. „Er steht dem DRB somit mit Sicherheit noch länger als Trainer zur Verfügung“, so der Referent für Bundeswehrangelegenheiten.
Erfreuliche finanzielle Situation
In bewährter Form erläuterte anschließend Klaus Schultes, der Vizepräsident Finanzen im DRB, den Delegierten die finanzielle Situation des DRB. Er betonte, dass sich trotz der „Turbulenzen“ rund um die Bundesliga, d. h., die Rückzüge mehrerer Vereine aus dem Bundesligageschehen, aus den Unterlagen „ein erfreuliches Bild“ in Bezug auf den vorläufigen Jahresabschluss 2017 ergebe. Demnach ist ein Gewinn ausgewiesen, der eher nicht erwartet worden war. „Dass dies gelang, ist vielen Personen zu verdanken“, meinte Klaus Schultes. Er sprach damit sowohl das Präsidium des DRB und das DRB-Generalsekretariat unter der Leitung von Karl-Martin Dittmann an, aber auch die Landesorganisation und die Vereine.
Auch die Bilanz zum 31. Dezember 2017 fällt positiv aus. Wie Klaus Schultes hervorhob, ist die Liquidität des DRB gegeben.
Karl Rothmer, einer der Kassenprüfer, attestierte im Rahmen des Tagesordnungspunktes „Bericht der Kassenprüfer“ allen Verantwortlichen eine „vorbildliche Buchführung“ und richtete einen entsprechenden Dank an das DRB-Generalsekretariat sowie an Klaus Schultes. Er empfahl die uneingeschränkte Entlastung des Vorstandes und des Präsidiums. Diesem Vorschlag folgten die Delegierten einstimmig. Zuvor hatten sie bereits einstimmig den Haushaltsplan 2019 beschlossen, den Klaus Schultes und Karl-Martin Dittmann gemeinsam vorstellten.
Gespräche mit der DRL werden eingestellt
Unter dem Tagesordnungspunkt „Angelegenheiten, die sich aus der Sitzung ergeben“, berichtete DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann, dass es einen positiven Trend dahingehend gebe, dass sich wieder mehr Vereine um die Ausrichtung von Deutschen Meisterschaften bewerben würden. Das Bewerbungsverfahren für 2020 läuft bereits, allerdings stehen die Termine für die jeweiligen Veranstaltungen noch nicht fest. Hier muss der DRB auf den internationalen Turnierkalender warten, insbesondere auf die Termine bzgl. der Olympiaqualifikation für Tokio.
Die Delegiertenversammlung 2019 findet „am traditionellen Herbst-Wochenende“ statt.
Abschließend berichteten Christian Ganter aus dem Bundesligaausschuss des DRB, DRB-Sportdirektor Jannis Zamaduridis und Karl-Martin Dittmann über den Stand der Rechtsstreitigkeiten, der Gespräche und der Positionen der Bundesligavereine im Zusammenhang mit der Situation Deutscher Ringer-Bund/Deutsche Ringerliga (DRL). Demnach laufen die von der DRL initiierten Verfahren vor ordentlichen Gerichten nach wie vor, u. a. gegen den DRB und den Ringer-Weltverband UWW. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen, anlässlich der Sitzung der Bundesligavereine mit der DRL Ende Juni in Aschaffenburg, sind sich die DRB-Führung und die Bundesligavereine darin einig, dass die Gespräche mit den Verantwortlichen der DRL eingestellt werden. Eine „vernünftige Lösung“ scheint nicht in Sicht. Die Verantwortlichen im DRB sicherten den Landesorganisationen zu, diese künftig über alle Vorgänge in Bezug auf DRB und DRL umfassend zu informieren.
Gerhard Ronellenfitsch und Helmut Franger ausgezeichnet
DRB-Manfred Werner freute sich, dass auch 2018 mehrere DRB-Ehrenmitglieder der Einladung zur Delegiertenversammlung gefolgt waren: Er begrüßte herzlich Klaus Angermann, Michel Lefebvre, Karl Rothmer und Rolf-Alexander Wieland und gratulierte zudem im Namen der gesamten Ringerfamilie Klaus Angermann nachträglich zu dessen 80. Geburtstag, den dieser am 24. Juni feiern durfte. „Das ist eine schöne Überraschung! Ich danke Euch allen für die Sportfreundschaft und Zuneigung, die ich immer wieder spüre“, sagte Klaus Angermann, nachdem er von Manfred Werner ein Präsent übereicht bekommen hatte.
Die Verantwortlichen im DRB nutzten die Delegiertenversammlung zudem einmal mehr dazu, verdiente Verbandsangehörige für ihr langjähriges Engagement um den Ringkampfsport zu ehren. Manfred Werner überreichte die DRB-Ehrennadel in Gold zum einen Gerhard Ronellenfitsch, der 16 Jahre die Landesorganisation Nordbaden als Präsident führte und nun dort Ehrenpräsident ist, und zum anderen Helmut Franger, der den Ringkampfsport in Deutschland seit vielen Jahren fördert und dem Nordbadischen Ringerverband (NBRV) als Ehrenmitglied angehört. Zugleich gratulierte Manfred Werner dem neuen Präsidenten des NBRV, Ralph Schmidt, zu seinem neuen Amt.