Sieben Qualis für den DRB

Insgesamt hochzufrieden zeigt sich der Sportdirektor des Deutschen Ringer Bundes, Jannis Zamanduridis, nach dem Abschluss der Qualifikationswettbewerbe für die olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Nach den Weltmeisterschaften 2015 in Las Vegas hatten lediglich Frank Stäbler und Aline Focken die Fahrkarte zu den olympischen Spielen buchen können, der Rest des Teams musste durch die harte Mühle der Qualifikationsturniere. Mit der endgültigen Ausbeute von insgesamt sieben Startplätzen kann man mehr als zufrieden sein, erfüllte man hiermit doch sogar die erste Zielvereinbarung des DOSB, welche allerdings im Verlauf der letzten Jahre schon leicht nach unten korrigiert wurde. Somit konnte man die Erwartungen des DOSB sogar übertreffen.

von Julian Hemmerich
Baustelle Freistil
Einzig mit dem Abschneiden der Freistil-Athleten kann man alles andere als zufrieden sein. Hier muss man sich eingestehen noch sehr weit von der Weltspitze entfernt zu sein. Kleine Lichtblicke gab es in diesem Jahr zumindest mit Medaillen bei U23- und Männer-EM zu verzeichnen, dennoch muss sich gerade in diesem Bereich einiges tun. Denn in keinem der drei Qualifikationsturniere schnupperte auch nur einer der Deutschen an einer erfolgreichen Qualifikation.

Im griechisch römischen Stil kann man mit den drei erkämpften Qualifikationen zwar am Ende durchaus zufrieden sein, ein Dorn im Auge war für Zamanduridis hierbei jedoch das erste weltweite Quali-Turnier in der Mongolei. Nach der erfolgreichen Qualifikation von Eduard Popp in Serbien, erhoffte man sich in Ulan-Bator weitere Erfolge. Alle drei startenden Deutschen Athleten befeuerten diese Hoffnungen auch mit teils überragenden Leistungen zu Turnierbeginn. Kurz vor dem Ziel erwischte es jedoch alle drei Starter und am Ende stand man mit leeren Händen da. Pascal Eisele zog erst gegen den starken Chinesen Yang unglücklich mit 4:6 den Kürzeren, erkämpfte sich aber mit einem starken 8:0 gegen Weltmeister Cebi (TUR) doch noch eine Chance. Im Kampf um Platz 3 war jedoch gegen Vize-Olympiasieger Arsen Julfalakyan dann doch Endstation. Noch ärgerlicher das Ausscheiden von Ramsin Azizsir bis 85kg. Nachdem er sich gegen starke Konkurrenz, unter anderem Weltmeister Noumonvi, durchgesetzt hatte, stand er bei einer 4:0 Führung im Halbfinale bereits mit einem Bein im Endkampf. In der letzten Minute jedoch gab er die Führung noch aus der Hand und konnte sich auch im kleinen Finale im Anschluss nicht durchsetzen. Ähnlich bitter liefen die Turniere auch für Peter Öhler. In Serbien unterlag er im Halbfinale noch denkbar knapp mit 0:1 gegen den Ungarn Varga, nachdem er die Top-Favoriten der Gewichtsklasse bereits ausgeschaltet hatte. Beim zweiten Turnier war dann im Viertelfinale beim 1:2 gegen den Schweden Schön Endstation. Glücklicherweise gab es bei der zweiten weltweiten Qualifikation in Istanbul dann noch ein versöhnliches Ende. Bis 59kg war das Turnier für Erik Weiß zwar schnell beendet, doch das denkbar ungünstige Los, mit dem 6-fachen Weltmeister Hamid Soryan im Viertelfinale, ließ keine besser Platzierung zu. Für die drei restlichen deutschen Starter ging es dann gegen die Gastgeber um alles. Pascal Eisele traf wie in der Mongolei erneut auf Weltmeister Cebi, doch dieser war vor eigenem Publikum an diesem Tag einfach einen Tick stärker und sicherte sich die Quali. Dafür gab es kurz darauf bereits die Revanche für das deutsche Team. Denis Kudla sicherte sich, unter ständigen Buh-Rufen von den voll besetzten Rängen, das Ticket für Rio mit einem bärenstarken 2:1 Sieg gegen Metehan Basar. Im dritten Aufeinandertreffen der beiden Nationen ging jedoch wieder die Türkei als Sieger hervor. Oliver Hassler zeigte zwar nach langer Verletzungspause mit seinem 3. Rang ein starkes Comeback, unterlag jedoch im Halbfinale nach packenden 6 Minuten knapp gegen Cenk Ildem, der den Heimvorteil beim 4:2 Sieg durchaus auf seiner Seite hatte. Zieht man hier ein Fazit, muss man mit den drei Qualifikationen zufrieden sein. Die Turniere zeigen, dass die Weltspitze gerade im griechisch-römischen Bereich immer näher zusammen rückt. Vor allem in Europa gibt es kaum mehr Nationen die hier nicht hinzu zu zählen sind. Auf der anderen Seite bedeutet das natürlich, dass man mit einer geglückten Quali sich durchaus Chancen auf eine vordere Platzierung bei den Spielen machen kann.

Legt man einzig die errungenen Qualifikationen zu Grunde, sind die Frauen fortan unsere erfolgreichste Stilart. In vier der sechs Gewichtsklassen werden die Deutschen in Rio vertreten sein, eine beeindruckende Bilanz, ging in London einzig Alexandra Engelhard auf die Matte. Neben Aline Focken, die sich mit ihrer Medaille in Las Vegas bereits qualifiziert hatte, konnten Nina Hemmer (53kg), Luisa Niemesch (58kg) und Maria Selmaier (75kg) die begehrten Tickets ergattern. Bei jedem der drei Turniere qualifizierte sich je eine Sportlerin. In Serbien glückte das Nina Hemmer, wobei ihr Turnierverlauf ein wahres Auf und Ab war und den Trainern einiges an Nerven kostete. Nach Rückstand in Runde 1, feierte Nina einen schnellen Schultersieg. Im Viertelfinale dann eine taktische Meisterleistung gegen die Griechin Prevolaraki. Bei 1:0 Führung und laufender Aktivitätszeit gegen sich, gab Nina clever einen Punkt ab und lag somit weiter 1:1 in Führung, welche sie über die Zeit brachte. Das Highlight war schließlich das Halbfinale gegen Ex-Europameisterin Khavaldzhy (UKR). Nina legte los wie die Feuerwehr und lag früh mit 7:0 in Front. Doch die Ukrainerin gab sich nicht geschlagen und kam über ein 4:7 bis auf 8:9 heran. Die finalen Attacken konnte Hemmer jedoch alle abwehren und jubelte am Ende über die gelungene Qualifikation. Für eine Überraschung sorgte dann Luisa Niemesch in der Mongolei. Nach zwei souveränen Siegen in den ersten beiden Duellen, wartete im Halbfinale die 8-fache Europameisterin Natalya Golts aus Russland. Nach schnellem 0:4 Rückstand startete Luisa eine furiose Aufholjagd und wurde schließlich nach gut 5 Minuten belohnt, als sie einen Angriff der Russin zur 5:4 Führung konterte und diese auch über die Zeit brachte. Das vierte und letzte Ticket der Damen errang Maria Selmaier dann zum Abschluss in Istanbul. Nachdem Maria in Serbien noch denkbar knapp im Halbfinale scheiterte, zeigte sie in der Türkei ein ganz starkes Turnier uns beherrschte alle ihrer Gegnerinnen bis ins Finale deutlich. Einem sicheren 7:2 Auftaktsieg folgte im Viertelfinale ein schneller 10:0 Überlegenheitssieg. Im Halbfinale ließ Selmaier schließlich der Aserbaidschanerin Zutova keine Chance. Von der ersten Sekunde an konzentriert baute Maria ihren Vorsprung immer weiter aus und feierte am Ende mit einem 12:5 Sieg hochverdient ihre Olympiaqualifikation.
Im Vergleich zu den Olympischen Spielen 2012 in London kann man mit seinen sieben Qualifikationen glücklich sein. In England ging man mit insgesamt nur 4 Ringern an den Start, gerade bei den Frauen und den griechisch Spezialisten setzt sich die tolle Entwicklung nahtlos fort. Aus je einem Ticket 2012 machte man 2016 Drei beziehungsweise Vier. Einzig im Freistil hinkt man noch etwas hinterher, aber eventuell kann man zukünftig den Schwung aus den anderen beiden Stilarten auch im Freistilbereich mitnehmen und wieder mehr Erfolge feiern.

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