2. Kampftag; Spannung bis zum späten Abend
Heidelberg – Stimmungsvoll ging es am zweiten Wettkampftag der Deutschen Ringer-Meisterschaften zu, wo im Heidelberger SNP-Dome weitere Titel 2023 für die Freistilspezialisten, und Frauen vergeben wurden.
Den langen Wettkampftag übergab es spannende Duelle, zahlreiche Überraschungen, aber auch viele Favoritensiege. Zwischen den Kämpfen wurden zahlreiche, erfolgreiche Aktive, sowie ehemalige Ringer und Funktionäre geehrt.
Nachdem am Freitagabend bereits einige Titelträgerinnen bei den Frauen gekürt wurden, ging es am Samstag mit den Hoffnungsrunden für die restlichen Gewichtsklassen im weiblichen Bereich und der Freistilringer weiter. Danach griffen die Griechisch-Römisch-Spezialisten ins Kampfgeschehen ein, die bis zu den Halbfinals kämpften und dann auch die Hoffnungsrunde bestritten, sodass am Sonntag nur noch die Finalduelle um Gold und Bronze anstehen.
Spannend blieb es bis zum letzten Finalduell zwischen Andre Carke (65 kg/AC Lichtenfels) und Niklas Dorn (KSV Hösbach), das emotionsgeladen endete, mit dem Deutsch-Amerikaner als knappen Punktsieger.
Bei den Frauen gab es Favoritensiege durch Lisa Ersel (50 kg/SV Luftfahrt Berlin), die erst vor zwei Wochen den Bund der Ehe mit dem Griechisch-Römisch-Ringer Andre Ginc einging und nun ebenfalls den Namen Ginc trägt. Den Schwung aus der Hochzeit nahm die Hauptstädterin mit in die Titelkämpfe und bezwang selbst noch im Finale Emilia Haase (KSC Hösbach) souverän.
Im schwersten Limit setzte sich Francy Rädelt (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) gegen ihre Trainingsgefährtin Laura Kühn (SV Luftfahrt Berlin) durch, im Limit bis 53 Kilo wurde Svea Reichmann (AB Aichhalden) neue Titelträgerin.
Eine Überraschung gab es im Limit bis 55 Kilo, wo sich die Leipzigerin Anastasia Blayvas gegen die frischgebackene EM-Dritte Anika Wendle (ASV Altenheim) im Finale durchsetzte. Neue Titelträgerin im Limit bis 57 Kilo wurde Andrea Grasruck (ASV Neukarkt), die im Finale Marie Trayer (KSV Appenweier) in die Schranken wieß. Zwei Bronzemedaillengewinnerinnen der diesjährigen Europameisterschaften trafen mit Sandra Paruszewski (AV Sulgen) und Elena Brugger (TuS Adelhausen) in der Gewichtsklasse bis 59 Kilo aufeinander, Die über 1000 Zuschauer erlebten einen knappen Punktsieg der Ringerin vom AV Sulgen.
Bei den Männern setzte sich im leichtesten Limit mit Horst Lehr (57 kg/ASV Ludwigshafen) der klare Favorit dieser Gewichtsklasse durch. Im Finale wehrte sich der junge Leon Diego Fernandes Zinser (KSV Rimbach) tapfer und holte verdient Silber. In der schwersten Gewichtsklasse wurde bei verletzungsbedingter Abwesenheit von Gennadij Cudinovic (KSV Köllerbach), Felix Kraft vom TuS Adelhausen zum neuen, deutschen Meister gekürt, der im Finale Oliver Kock klar distanzierte.
Einen echten ‚Kracher‘ gab es im Finalduell bis 61 Kilo, hier setzte sich Ramzan Awtaev (TV Essen-Dellwig) gegen den U-23-Europameister Niklas Stechele durch.
Auch im Limit bis 97 Kilo gab es eine Überraschung, als Johannes Mayer (ATSV Kehlheim) in den letzten Sekunden den Sieg gegen Erik Thiele (KAV Mansfelder Land) aus dem Feuer riss und sich den Titel sicherte.
In der Gewichtsklasse bis 92 Kilo ließ sich Artur Tatarinov (SV Burghausen) als neuer Titelträger feiern, nachdem er Rahmatulla Moradi (KSV Ketsch) bezwungen hatte. Einen souveränen Sieg fuhr Kevin Henkel (70 kg) ein, selbst im Finalduell ließ er den ebenfalls stark aufringenden Leon Gerstenberger keine Chance.
Unter großem Jubel der vielen mitgereisten Fans sicherte sich Tim Müller (KSC Hösbach) den Titel im Limit bis 74 Kilo und verabschiedete sich mit einem sehenswerten Salto von der Matte im SNP-Dome. Silber gewann Baba Jan Ahmadi vom ASV Schorndorf. In der Kategorie bis 86 Kilo gewann Lars Schäfle (RKG Freiburg 2000) den Titel, der zuletzt auch auf internationalen Matten immer stärker wurde. Im Finale setzte er sich gegen Ahmed Dudarov (SVG 04 Weingarten) durch.
Eine kleine Sensation gab es im Limit bis 79 Kilo, wo die Favoriten auf den Plätzen landeten und Lucas Kahnt (RV Thalheim) den Gewinn des Deutschen Meistertitels feierte, nachdem er sich in einem spannenden Finale mit Gesichtsbandage gegen Gregor Eigenbrodt (KSV Witten) durchgesetzt hatte, der in den Vorrundenbegegnungen ebenfalls überraschte.
Geduld bewießen viele Zuschauer, die alle Kämpfe bis in den späten Abend verfolgten, Stehvermögen zeigten die beiden Sprecher Thomas Eigenbrodt und Alexander von der Gröben, die nach 10 Stunden Kämpfe auf vier Matten kaum noch Stimme hatten, aber auch die Kampfrichter, die den Marathon bewältigten.
Jörg Richter