Der Doc im Hintergrund

Der Doc im Hintergrund


Klaus Johan

Einer der renommiertesten deutschen Sportmediziner kommt aus dem Saarland. Doch der breiten Öffentlichkeit ist der „Ringer-Doc“ Klaus Johann weitgehend unbekannt.

Für verletzte Fußball-Spieler ist München das Mekka und Hans Wilhelm Müller-Wohlfahrt der „Heiler“. Der Münchner ist der Arzt, dem nicht nur die deutschen Nationalspieler vertrauen. Einen solchen gibt es auch im Ringen. Auch wenn der Saarländer Klaus Johann den Vergleich eigentlich nicht so gerne hört. „Ich muss nicht in der Zeitung stehen, darum geht es mir nicht“, sagt der 57-jährige Orthopäde und Unfallchirurg, der mit dem Interview für FORUM eine ganz seltene Ausnahme gemacht hat. „Wer die Öffentlichkeit will, kann das gerne haben, ich brauche das nicht.“

Zahlreiche Stars der nationalen und internationalen Szene kommen regelmäßig zur Behandlung zu Johann in die SHG-Klinik nach Merzig. Dort ist er seit April 2008 als Chefarzt tätig. „Das beginnt mit den Olympia-Siegern Serafim Barzakov aus Bulgarien oder Dawit Tschakwetadse aus Russland, geht über die Weltmeister Frank Stäbler oder Heiki Nabi bis hin zu unseren deutschen Athleten“, erzählt Johann. „Unsere Saarländer wie Etienne Kinsinger oder Gennadij Cudinovic kenne ich seit dem Ringer-Kindergarten. Manche melden sich mit Problemen, die nicht medizinischer Natur sind.“ Stolz darauf ist Johann nicht, weil ihm das Wort „stolz“ einfach nicht passend erscheint. „Es ist einfach ein freundschaftliches, väterliches Verhältnis. Das zeigt nur, dass die Art, wie man sich bisher verhalten hat, richtig war“, erklärt der Mediziner.

Johann steht nicht gerne im Mittelpunkt

Das Ringer-Handwerk hat er in Eppelborn und Elm gelernt. Mit sechs Jahren stand er das erste Mal auf der Matte, mit 17 wechselte er zum KSV Köllerbach, kämpfte in der Bundesliga, ist heute noch Mitglied. Zwei zweite Plätze bei Deutschen Meisterschaften stehen in seiner Erfolgsbilanz, im griechisch-römischen Stil in den Gewichtsklassen bis 62 und 68 Kilo. 1989 beendete Klaus Johann die Sportlerkarriere wegen des Berufs. Den Wechsel von der Matte zum Mattenrand beschreibt er so: „Als Ringer geht es dir meistens nur darum, welches Ergebnis du für dich oder die Mannschaft auf der Matte produzierst. Als Arzt fieberst du mit jedem Einzelnen, versuchst den maximalen Erfolg herauszuholen. Ich empfinde Ringkämpfe heute viel intensiver.“ 1995 wurde Johann in die Ärztekommission des Deutschen Ringerbundes berufen, deren Vorsitz er 2017 übernommen hat. Seit 2016 gehört er zum Ärzteteam des Weltverbands UWW, war dort zuletzt für die Junioren-EM in Rom verantwortlich. „Da geht es um alle den Menschen umsorgenden Dinge wie Hotel und Essen. Man ist für Hygienemaßnahmen vor Ort ebenso zuständig wie für die individuelle Behandlung auf der Matte. Und natürlich für die Dopingkontrollen“, erzählt Johann, der seine Sportart im Kampf gegen unerlaubte Stimulanzien auf dem richtigen Weg sieht: „Für einige Staaten in Osteuropa würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen. In Deutschland wird sehr viel kontrolliert. Und auch bei den Russen glaube ich, sie sind weitestgehend sauber. Da hat ein Umdenken begonnen.“

Der Mediziner wünscht sich bessere Zusammen­arbeit der Vereine

Klaus Johan

Klaus Johann ist nicht nur der Arzt der Ringer, seine Meinung hat in der Szene Gewicht. Das für die kommende Saison in der Ringer-Bundesliga eingeführte Punktesystem, dass jedem Sportler eine gewisse Punktzahl zuordnet und deren Addition in der Mannschaft den Wert 28 nicht übersteigen darf, hält er für einen guten Ansatz. „Damit wird auf Sicht die Nachwuchsarbeit gefördert“, sagt Johann, der Ringen auch weiter im Kanon der olympischen Sportarten sieht – allerdings in veränderter Form: „Ringen muss sich wandeln, weil der olympische Gedanke sich gewandelt hat. Sportarten wie Skateboard reißen die Jugendlichen mehr mit. Es gab jetzt einige Regeländerungen, die beginnen zu greifen. Bei der EM in Rom sah man bereits deutlich mehr Würfe und Wertungen.“ Die Randsportart Ringen muss spektakulärer werden und damit auch für Sponsoren interessanter. Dass es im Saarland derzeit mit dem KSV Köllerbach, dem ASV Hüttigweiler, dem KV Riegelsberg und dem AC Heusweiler gleich vier Bundesligisten gibt, sieht Johann durchaus mit gemischten Gefühlen. Zwar habe das öffentliche Interesse dadurch stark zugenommen, dennoch seien die Vereinsstrukturen doch sehr unterschiedlich. Eine bessere Zusammenarbeit unter den Clubs würde zumindest nach Meinung des Arztes eine noch bessere Vermarktung der Sportart möglich machen. Einer Profi-Liga erteilt Johann dagegen eine klare Absage, stattdessen befürwortet er eine Rückkehr zur ersten und zweiten Bundesliga. Das bringe mehr Kämpfe auf Augenhöhe.

Privat ist Klaus Johann Vater von fünf Kindern im Alter zwischen zwölf und 27 Jahren. Die drei ältesten haben gerungen, mittlerweile aber aufgehört. Johanns Tag beginnt morgens um fünf. „Ich genieße die Ruhe, Zeitunglesen und Kaffee.“ Um sieben ist er in der Klinik. Die Stunden zählt er nie. Bei unserem Besuch kurz nach 16 Uhr verließ gerade der letzte Patient das Sprechzimmer. Anschließend musste der Doc zu einem Anti-Doping-Vortrag an die Sportschule. Bei einem so engen Terminkalender kommt ihm sein größtes Hobby zugute. „Ich mag schnelles Autofahren“, gesteht Johann, der im Moment meistens in einem abgeregelten BMW M2 mit 480 PS unterwegs ist, „ich habe aber auch noch einen Polo mit 340 PS.“ Zum Autofahren gehört auch immer die passende Musik: „Vivaldi wenn ich runterkommen möchte. Rammstein wenn es mal schneller gehen soll. Ein besonderes Faible habe ich aber für Carlos Santana.“ Der Gitarrenvirtuose – gefühlvoll, fingerfertig und einer, der gerne seine Mit-Musiker ins Rampenlicht stellt. Irgendwie passend für den saarländischen Arzt, dem die Ringer-Welt vertraut.

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